Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Was brauchen Kinder und Jugendliche, dass sie gerne in die Schule gehen, dass sie motiviert sind zu lernen? Deutsch, Mathe und Englisch – aber auch Fairness und Sportlichkeit, kritisches Denken und Konfliktbereitschaft. Was brauchen Kinder und Jugendliche, dass sie sich für etwas begeistern können?
Heute, am Beginn eines neuen Schuljahres in Baden-Württemberg, ist das eine wichtige Frage. Ich finde erschreckend, wie viele Kinder und Jugendliche keine Lust auf Schule haben. Und gleichzeitig ist Schule so wichtig – für die Biographie jedes einzelnen und für die Gesellschaft.
Joachim Bauer, Mediziner und Psychotherapeut hat gute Nachrichten für Schülerinnen und Schüler. Er beschäftigt sich mit dem Thema Motivation aus neurobiologischer Sicht. In seinem Buch „Lob der Schule“ beschreibt er, dass chemische Substanzen für die Motivation in unserem Gehirn zuständig sind. Diese werden unter bestimmten Voraussetzungen freigesetzt. Entscheidend sind: Interesse, soziale Anerkennung und die persönliche Wertschätzung, die einem Menschen entgegengebracht werden. Die Motivationssysteme schalten regelrecht aus, wenn Kinder sozial ausgegrenzt oder sogar isoliert werden. Umgekehrt bewirkt allein die Aussicht auf Anerkennung und Wertschätzung, dass diese Systeme massiv aktiviert werden.
Die Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche ein biologisch begründetes Bedürfnis haben, wichtig zu sein für andere.
Nur dort, wo sich Bezugspersonen wie Eltern und Lehrer für das einzelne Kind persönlich interessieren, erlebt und spürt es, dass ihm eine Bedeutung zukommt, dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt, sich für Ziele anzustrengen.

Das im Unterricht umzusetzen ist anspruchsvoll. Schlechte Rahmenbedingungen machen es schwer: Große Klassen und auch eine einseitige Fixierung auf Leistung und Noten.
Ich höre die Nachrichten aus der Wissenschaft aufmerksam. Ich erinnere mich, dass es mir als Schülerin genauso ging: am liebsten habe ich dann gelernt, wenn ich das Gefühl hatte, gesehen zu werden. Von meiner Grundschullehrerin aus der 3. und 4. Klasse weiß ich bis heute ihren Namen. Am liebsten trug sie einen schwarz weiß karierten engen Rock und einen weißen Rollkragenpullover dazu. Ihre Beziehung zu uns Kindern hat mich geprägt. Damals habe ich entdeckt, dass lernen Freude machen kann. Heute weiß ich warum.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2100
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