Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Der fünfjährige Ben aus Solingen hat im vergangenen Jahr einen Engel erlebt. Wirklich! Ich habe seine Geschichte in der Zeitung gelesen. Bens Oma war gestorben. 3 Jahre hatte sie gekämpft – aber der Krebs war stärker. Ben war traurig. Und er hatte seiner Oma noch etwas zu sagen. Deshalb hat er einen Drachen gebastelt und bemalt. „Der soll zu Oma in den Himmel fliegen“, erzählt er seiner Mutter. Nach der Beerdigung lassen die beiden Bens Drachen steigen. An einem Helium-Ballon und mit einem Brief: „Hallo Oma! Kannst Du mir den Drachen zurückschicken, wenn er bei Dir im Himmel angekommen ist? Dann weiß ich, dass es Dir gut geht. Ich hab dich lieb. Ben.“
Und wirklich: Eine Woche später ist der Drache zurückgekommen – mit einem Brief: „Lieber Ben!“ stand da drin. „Dein Drache ist tatsächlich bei mir angekommen! Du brauchst dir keine Sorgen machen, es geht mir gut hier oben, obwohl ich dich und noch ganz viele andere Menschen vermisse. So oft es geht, schaue ich auf die Erde, was du so machst und freue mich, wenn du lächelst. Und wenn du doch mal traurig bist, dann nimm die Mama in den Arm und lass dir durch sie von mir einen Kuss geben. P.S. Ich hab dich auch lieb. Deine Oma.“
Ben war einfach nur glücklich über die Himmelsbotschaft seiner Oma, stand in der Zeitung, und beruhigt, denn jetzt wusste er ja, dass es ihr im Himmel gut geht. Auch Bens Mutter war tief berührt. Sie hat beschlossen, Ben erst einmal in dem Glauben zu lassen, dass der Brief aus dem Himmel kommt. Aber sie selbst möchte den unbekannten Briefschreiber kennenlernen und sich bei ihm bedanken. Und so hat sie über die örtliche Zeitung einen Suchaufruf gestartet.[1]
Ob sie Erfolg hatte? Ehrlich gesagt: Ich hoffe nicht. Denn ich finde es einen schönen Gedanken, dass ein Engel diese Himmelsbotschaft geschickt hat. Und Engel brauchen keinen Namen und keine Adresse. Sie brauchen auch kein Dankeschön. Engel sind einfach für Menschen da, die Hilfe brauchen.
Ich glaube, dass Gott tatsächlich solche Boten schickt – nicht aus dem Himmel und nicht mit Flügeln – ganz normale Menschen! So wie die Person, die Ben den Brief geschrieben hat. Oder wie ein Mensch, der mir begegnet. Jemand, der sich für mich interessiert. Jemand, der mir zeigt: Ich bin an deiner Seite, ich stärke dir den Rücken, ich gehe ein Stück mit dir.
Ich glaube: solch einen Engel braucht jeder mal. Und jeder kann selbst solch ein Engel sein.
Vielleicht begegnet ihnen heute ja ein Mensch, für den Sie zum Engel werden können!


[1]Der Aufruf der Mutter und der Brief an Ben ist abgedruckt in: Westfalenpost „Himmelsgeschichte“ vom 17.11.2014 http://www.derwesten.de/wp/staedte/hagen/wer-hat-diese-himmelsbotschaft-geschrieben-id10045095.html.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20969
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