SWR1 3vor8

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B (Offb 1,5-9)

Ist von Jesus noch etwas übrig in unserer Welt? Ich stelle mir diese Frage, weil ich die Sorge habe, dass es irgendwann einmal nicht mehr so sein könnte. Wie Jesus denkt, und für was er sich einsetzt, halte ich immer noch für etwas ganzBesonderes. Ich will nicht, dass das verloren geht: Wie er sich für Kranke undAußenseiter einsetzt. Dass er zwar gegen die Sünde ankämpft, aber nie den Menschen verurteilt. Weil ihm vor allem die Menschen am Herzen liegen, denen etwas fehlt. Ich will mir unsere Welt nicht ohne Jesus vorstellen. Ich fürchte, das würde sie unmenschlicher machen.

Jesus in unserer Welt … Natürlich, wir haben immer noch Kirchen. Und es finden Gottesdienste statt. In der Schule ist der Religionsunterricht ein Pflichtfach - wenn man nicht in Ethik geht. Dort ist von Jesus die Rede. Pflichtgemäß. Dort werden Menschen dafür bezahlt, dass sie von Jesus sprechen. Wie gut, dass es das in Deutschland noch gibt. Aber diese Orte meine ich nicht. Mich interessiert viel mehr, wo er sonst auftaucht, wenn ich mich „draußen“ bewege. Es interessiert mich deshalb, weil ich glaube, dass Jesus das beabsichtigt hat: Er wollte überall vorkommen. Noch in der dunkelsten Ecke. Auch dort, wo man sich die Hände schmutzig macht, wo gelogen und betrogen wird, und ganz besonders dort, wo Leid ist undTod.

Ist von Jesus noch etwas übrig in unserer Welt? Wenn ich höre, was heute in den katholischen Gottesdiensten über Jesus gesagt wird, dann drängt sich mir diese Frage erst recht auf. Es heißt da in der Geheimen Offenbarung des Johannes: Ich bin das Alpha und das Omega. Und: Jedes Auge wird ihn sehen. (Offb 1,7f.) Ich denke, das bedeutet: Mit Jesus fängt alles an, mit ihm endet alles. Wer ihm einmal begegnet ist, für den ist er nicht mehr zu übersehen. Er fällt mit seiner Art so sehr auf, dass keiner an ihm vorbei kommt. Raum und Zeit sind voll von ihm. Weil das im letzten Buch der Bibel steht, ist es eine Art Testament der ersten Christen. Wenn alles aus ist, wenn die Welt Kopf steht und alle verrückt geworden sind, dann soll das immer noch gelten!

Ich nehme mir für diese Woche vor, nach Jesus zu suchen, nach Orten, wo ich etwas von ihm entdecke. Ich weiß auch schon einen, wo ich besonders aufpassen werde: auf dem Bahnhof und im Zug. Dort ist von allem Möglichen die Rede , aber so gut wie nie von Gott. Wenn aber Jesus von A bis Z da ist, dann muss er auch dort zu finden sein. Zwischen den Koffern und Zeitungen, den Schaffnern und Passagieren. Und dem, was die so alles zu erzählen haben. Ich werde gut aufpassen.

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