Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Endlich Freitag! Noch ein paar Stunden, bis wir den Alltagsstress hinter uns lassen können und das Wochenende beginnt: Ausschlafen, Sport treiben, das Auto reparieren, Freunde oder Verwandte besuchen, zum Gottesdienst gehen... – Ach nein, das wohl eher doch nicht, oder? Es ist aus der Mode gekommen, am Sonntagmorgen zum Gottesdienst zu gehen. Früher als Kind, da sind viele noch in den Kindergottesdienst gegangen und haben noch ziemlich naiv an Gott geglaubt. Aber das ist lange her.
Schade eigentlich. Denn es kann eine Menge ausmachen, wenn ich mein Leben einmal aus Gottes Perspektive betrachte. Wichtiges wird wieder wichtig, und anderes, das sich nur grell und lautstark in den Vordergrund gedrängt hat, verliert an Bedeutung. Ich gewinne Abstand zu meinen Projekten und Erfolgen, die mich auf Trab halten. Aber auch die Sorgen und Probleme, die mir die Kehle zuschnüren, werden zurecht gerückt. Im Psalm 23 gibt es eine wunderschöne Aussage, die mich immer wieder fasziniert: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.“ – Was für ein entspanntes Bild, und was für ein Luxus: Feiern und sich von Gott verwöhnen lassen, während draußen die Probleme warten. – Aber belügt sich da jemand nicht selbst?
Ich habe es gerade anders herum erlebt. Was ist denn die Lüge, die mich kaputt macht? Es ist die Behauptung, dass ich allein mit den Herausforderungen des Lebens klarkommen muss. Dass mich keiner sieht und mir keiner hilft. Dass ich permanent wachsam sein muss, damit mein Leben nicht aus dem Ruder läuft oder ich von meinen Konkurrenten überholt werde.
Ich bin überzeugt, dass es einen Gott gibt, der mit mir unterwegs ist und der nun kommt und sagt: „Komm setz dich her zu mir. Iss und trink erst mal, und erzähl, was dich umtreibt. Was erwartet dich denn nächste Woche? Was beschäftigt dich denn, dass du so unruhig bist? Was treibt dich an – und was lähmt dich? Muss das denn alles sein? Ist das denn wirklich so entscheidend? Nimmst du das nicht vielleicht verzerrt und überzogen wahr? – Vergiss nicht, dass du nicht allein unterwegs bist. Ich bin bei dir. Jeden Tag, jede Situation. Und ich bin nur ein Gebet weit weg von dir.“
Man kann das naiv finden, wenn man es nur von außen betrachtet. Wenn man es aber erlebt, dann will man das nicht mehr missen. Und man denkt: Wie gut, dass bald wieder Sonntag ist und ich mit Gott zusammen feiern kann.

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