Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Frau hat die Welt bewegt. Nicht, weil sie reich war. Nicht, weil sie im Jet-Set zu Hause war. Nicht, weil sie die Phantasien unzähliger Männer anheizte. Die Frau hat die Welt bewegt, weil sie sich ganz einfach um ihre Mitmenschen kümmerte. Mutter Teresa. Heute ist ihr zehnter Todestag.
Ihr Einsatz für die Armen fasziniert mich. Und ihre Geschichte. Teresa wird als Ag-nes Gonxha Bojaxhiu in Mazedonien geboren. Sie will Missionarin werden. Deshalb schließt sie sich einem katholischen Frauenorden an und geht nach Indien. In Cal-cutta arbeitet sie zunächst als Lehrerin einer Schule für bengalische Mädchen. Die Schule grenzt direkt an ein großes Armenviertel. Und die Armen lassen sie nicht los. Angerührt von dem Elend, in dem viele Menschen dort leben, gibt sie ihren Lehrerinnenberuf auf. Sie will für die Armen da sein. Der Orden zieht nicht mit und lässt sie lange zwölf Jahre warten. Dann erst erhält Teresa die Erlaubnis, den Orden zu verlassen und sich für die Armen einzusetzen.
Teresa arbeitet zunächst allein, nach einem Jahr schließt sich ihr ein bengalisches Mädchen an. 1950 gründet sie die »Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächsten-liebe«. Damit dokumentiert Teresa etwas ganz Ungewöhnliches. Ihrer Ordensge-meinschaft geht es nur um eins: Die Nächstenliebe unter den Menschen zu leben. Mission heißt nicht, den Glauben – zur Not auch mit Feuer und Schwert – unters Volk zu bringen. Mission heißt für Teresa: Den Nächsten zu lieben, für ihn da zu sein. Das ist die einzig glaubwürdige Verkündigung des christlichen Glaubens.
Ein ganz schön mutiges Programm. Denn »Nächstenliebe«, das hört sich ganz gut an, ist aber praktisch gar nicht so einfach zu leben. Mutter Teresas Handeln ist des-halb ein Stachel im Fleisch: Vor allem für viele Menschen hier in Europa. Für Men-schen, die sich Christen nennen, denen es aber relativ gut geht. Mutter Teresa hat radikal ernst gemacht mit dem Glauben. Sie hat sich entschieden, für die Armen da zu sein, sie zu lieben. Und sie stellt damit jeden vor die Frage: Wie ernst nimmst du die Nächstenliebe?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2070
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