SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

Glück ist eines der großen Themen des Menschen. Dass das Leben glückt und gelingt, ist wichtig. Häufig herrscht dabei der Gedanke vor: Das Glück muss man sich erarbeiten, ich muss was tun für mein Glück. Schließlich heißt es ja auch: „Jeder ist seines Glückes Schmid.“

In den biblischen Seligpreisungen (Mt 5,3-11) herrscht ein anderer Glücksbegriff vor. Die Seligpreisungen, das sind kurze Sätze, die beschreiben, welche Menschen glücklich sein können. Sie fangen an mit dem Satzteil »Selig sind«. Das lässt sich übersetzen mit »Glücklich sind« oder »zu preisen sind«. Die Sätze sind einfach und einprägsam. Also auch gut geeignet für Vertonungen. Eine moderne Version stammt von dem Musiker Peter Janssens und den Textern Friedrich Karl Barth und Peter Horst. 

1  Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt. / Selig seid ihr, wenn ihr Lasten tragt.

2  Selig seid ihr, wenn ihr lieben lernt. / Selig seid ihr, wenn ihr Güte wagt. 

Die Vertonung deutet das Glück an, das versprochen wird: leicht und beschwingt kommt »Selig seid ihr« daher. Zu leicht? Ja und nein. Die Seligpreisungen sind Texte, die leicht machen wollen. Sie preisen Menschen selig, die in schwierigen Umständen leben: „Selig die Armen! Selig die Hungernden! Selig die Trauernden!“ heißt es dort. Die Seligpreisungen können deshalb aber auch aufs erste Hören zynisch klingen. Denn gerade die Armen, Hungernden und Trauernden haben nur wenig Grund, glücklich zu sein.

Warum also sind gerade diese Menschen selig? Die Texte liefern eine zentrale Begründung: Selig sind all diese Menschen, weil ihnen das Reich Gottes gehört. Was das heißt? Reich Gottes ist eine Chiffre für ein Leben, in dem eben Armut, Hunger und Trauer an ihr Ende kommen. Und so formulieren die Seligpreisungen: Hungernde werden gesättigt, Trauernde getröstet. 

3  Selig seid ihr, wenn ihr Leiden merkt. / Selig seid ihr, wenn ihr ehrlich bleibt.

4  Selig seid ihr, wenn ihr Frieden macht. / Selig seid ihr, wenn ihr Unrecht spürt. 

Die Textadaption von Karl Friedrich Barth und Peter Horst  macht auf einen weiteren Aspekt der Seligpreisungen aufmerksam. Die Seligpreisungen wollen im Hier und Jetzt zum Handeln aufrufen. Sie wären falsch verstanden, wenn man sie unter das Motto stellt: Gott macht das schon – und zwar irgendwann. Ganz im Gegenteil: Der Zuspruch „Selig sind“ ist an ein ganz konkretes Handeln gebunden Die Seligpreisungen fordern auf sanftmütig (Mt 5,5), barmherzig (Mt 5,7), rein im Herzen (Mt 5,8) und ein Friedensstifter zu sein (Mt 5,9).

So machen die Seligpreisungen auf zwei Aspekte aufmerksam. Zum einen: Glück kommt von selbst. Gott will das Glück des Menschen. Zum zweiten: Das Glück ist noch nicht da. Es gibt Arme, Flüchtlinge, Trauernde. Deshalb kommt es auf mich an. Ich kann mich einsetzen für dieses Glück. Und zwar für das Glück aller. Glück ist mehr als Privatsache, so sagen die Seligpreisungen. Glück ist für alle da – und besonders für die, die sonst kein Glück erfahren. 

Selig seid ist, wenn ihr einfach lebt

Text: Karl Friedrich Barth / Peter Horst 1979

Musik: Peter Janssens 1979

© Peter Janssens Musik Verlag, Telgte

Das Gesangsorchester Peter Janssens

In: Meine Lieder. Peter Janssens

LC 4679 / CD1074 / Track 10 (2:27)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20667
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