SWR1 3vor8

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Was Jesus sagt, ist manchmal ganz und gar nicht harmlos: Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; (...) Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden. (Mk 9,43,46f.) So steht’s beim Evangelisten Markus, in dem Abschnitt, der heute in den katholischen Gottesdiensten gelesen wird. Wie brutal, wie blutrünstig!, werden viele denken und sich abwenden. Wem es so geht, bei dem hat Jesus diesmal keine Chance mit dem, was er eigentlich sagen will. Nimmt denn im Ernst einer an, dass Jesus zur Selbstverstümmelung aufruft; der Jesus, der sonst Gewaltlosigkeit predigt...?
Eine Hand, ein Auge, die zum Bösen verführen. Jesus will verhindern, dass das passiert. Er will, dass ich auf meine Hand aufpasse, was die anstellt. Ob ich mit ihr jemanden schlage oder zärtlich über den Kopf streichle. Ob ich sie ausstrecke, weil ich bereit bin, mich zu versöhnen, oder ob ich hässliche Worte aufschreibe. Jesus sagt mit drastischen Worten: „Gib acht, wo Deine Augen hinschauen – und wo nicht! Siehst Du die Not der Flüchtlinge, die zu uns kommen? Oder siehst Du weg? Schau sie liebevoll an“, sagt er, „und wenn dir das nicht gelingt, dann frag dich, was mit deinem Auge los ist, denn: es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, sagt Jesus, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden.
Das ist drastisch. So spricht, wer unbedingt will, dass man ihm zuhört. Weil er eben in dieser Sache keine Kompromisse machen will. Wenn einem eine Sache ganz, ganz wichtig ist, dann hört man das seiner Sprache an. Bei mir ist das auch so. Und ich ecke damit hin und wieder an. Wenn ich zu drastische Worte gebrauche. Wenn mein Temperament mit mir durchgeht. Ich weiß das zwar, habe mich aber doch nicht immer im Griff. Und es kann dauern, bis der andere kapiert, weshalb ich so heftig geworden bin.
Jesus geht es in seiner Rede nicht um Gewalt. Das ist gar nicht sein Thema. Was er will, ist ganz simpel. Und gleichzeitig so heikel. Er sagt: Unterscheide! Führt das, was du tust, zum Guten oder zum Bösen? Deine Hand kann dies oder das tun, dein Auge da oder dorthin schauen. Und jedes Mal kann es helfen – oder schaden. Das musst du wissen. Deshalb: Pass auf! Geh in Dich! Lerne zu unterscheiden! Und wenn du merkst, das ist schlecht, dann lass es. Lass es – um alles in der Welt!
Zugegeben: Es ist heikel, so zu reden. Aber manchmal braucht’s das, damit wir verstehen!

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