SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Übermorgen werden mehr Leute im Gottesdienst sein als sonst. Da ist Erntedankfest. Der Altar in der Kirche wird reichlich geschmückt sein mit Früchten und Lebensmitteln. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir genügend zum Essen und Trinken haben. Das spüren viele. Bei aller menschlichen Mühe ist es ein Geschenk, wenn wir ausreichend zum Leben haben.
Das haben Menschen schon immer so empfunden. Bereits in einem der Gebete in der Bibel heißt es:
„Aller Augen warten auf dich, Gott, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ Jedes Jahr zum Erntedankfest wird das wieder neu gebetet.
Alles Lebendige streckt sich nach dem Leben aus, nach Luft und Licht, nach Wasser und Nahrung. Wir leben alle von dem, was wir nicht selbst geschaffen haben. Menschen und Tiere und Pflanzen unterscheiden sich hier nicht. Wir sind alle bedürftige Lebewesen. Vielen Menschen ist das bewusst. Deshalb wollen sie dem Schöpfer für das Geschenk des Lebens, für die Früchte des Ackers und der Bäume danken. Am Erntedankfest sieht man auch viele Kinder im Gottesdienst. Auch sie sollen lernen: Es ist nicht selbstverständlich, dass es uns so gut geht. Gott sorgt für uns. Gott sei Dank.
Aber längst nicht allen geht es so gut. In unserem Land gibt es Arme, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht sieht. Es gibt Kinder, die haben in der Schule kein Vesperbrot und die Eltern haben kein Geld für den Schulausflug. Und die Flüchtlinge, die in so großer Zahl zu uns kommen, haben oft nur das, was sie am Leib tragen.
Ich finde, es ist auch eine Art, seinen Dank auszudrücken, wenn man nicht alles für sich selbst gebraucht. Dankbar Genießen und Teilen gehören zusammen wie Empfangen und Hergeben.
In vielen Kirchen wird am Erntedankfest sicher gesungen:
„Keiner kann allein Segen sich bewahren. Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen. Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen.“
In den letzten Wochen geschieht da viel Erstaunliches in Deutschland. Viel Großzügigkeit gegenüber geflüchteten Menschen, die bei uns Schutz und ein lebenswertes Leben suchen. Ich glaube: Mit Gottes Hilfe kann daraus Segen für uns alle werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20608
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