Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Guten morgen. Ich liebe Fußball. Bin oft auf dem Sportplatz. Und wenn im Fernsehen der Ball rollt, bin ich auch gern und viel dabei und fiebere mit. Vielleicht übertreibe ich es manchmal sogar. Geb zu viel von meiner Lebenszeit dafür. Aber auf eine Idee komme ich bestimmt nicht: Fußball ist keine Religion. Und darum ärgert mich ein Werbespot im Fernsehen jedes mal, wenn ich ihn sehe.
„Eure Gebete wurden erhört“. Heißt es da auf allen Kanälen. Und wer hat da angeblich gebetet? Die Zuschauer, die endlich wieder die Bundesliga bei einem Bezahlfernsehsender sehen können. Wenn sie dafür ordentlich zahlen. Und der unsägliche Gipfel dieses pseudoreligiösen Werbe-Spots:
Der so genannte Kaiser, Beckenbauer mit Namen, lächelt und tönt: „Gott sei Dank.“ Welchen Gott meint er da bitte schön?
Ja, sind die denn von allen guten Geistern verlassen?
Fußball ist ein wunderschönes Spiel, aber keine Religion. Ich weiß, dieser Fernsehsender hätte es gern. Dass immer mehr Menschen für ihre Fußballliebe Opfer bringen. Geldopfer in Form von Abos. Ich hab nichts dagegen, dass der Sender Kunden wirbt. Und wenn der Geldbeutel der Familie es hergibt, oK. Obwohl, ich weiß auch, mancher Fan bringt dem Fußball doch schon zu viele Opfer: Zeit und Geld. Die dann woanders in der Familie fehlen. Der Frau, den Kindern. Ich finde, wer Fußball zur Religion macht, im Fernsehen und im Leben, der überzieht.
Dazu ist mir die Religion zu wichtig.
Und der Fußball. Als Spiel, aber nicht als Religion. Damit der Fußball ein tolles Spiel bleibt, kann es allerdings nichts schaden, die Hände zu falten und beten. Zum Beispiel für die zehntausende Spielerinnen und Spieler, die heute und morgen wieder kicken. Dass sie wieder gesund vom Platz runter kommen. Dass sie bei allem Einsatz den Gegner nicht verletzen. Dass sie den Gegner achten und er ihnen nicht zum Feind wird. Dass wir Zuschauer uns nicht vergessen. Sondern Fans bleiben, keine Fanatiker. Dass wir unsere Siege ohne Häme feiern und Niederlagen menschlich akzeptieren. Dass die Gewaltbereiten zur Besinnung kommen, Rasse und ausländische Herkunft egal sind. Dass Polizisten und Ordner klug und besonnen ihre Arbeit tun. Dass das Spiel immer ein Spiel bleibt, das Lebensfreude schenkt und sich zu lieben lohnt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2057
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