Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Guten Morgen. „Mein Haus, mein Auto, meine Frau.“ Ich glaube, jeder möchte etwas haben, worauf er stolz sein kann. Was er geschafft hat, geleistet. Oder auf Menschen, die einen schmücken. Aber man muss auch lernen, falschen Stolz aufzugeben. Zwischen Eltern und Kindern ist das ein Thema. Und zwar in beide Richtungen.
Ein Kind braucht es, dass es stolz sein kann auf die Eltern. Braucht jemand zu dem es aufschauen kann. „Mein Papa und meine Mama sind die stärksten und besten. Ich kann mich darauf verlassen, dass sie mich beschützen, wenn es gefährlich wird. Sie da sind, wenn ich sie brauche und sie können mir wirklich helfen, wenn es brenzlig wird.“ Aber irgendwann wird jedem Kind dieser Stolz auf die Eltern genommen. Wenn man zum ersten mal begreift, dass sie auch schwach sind, Niederlagen einstecken müssen. Man muss lernen, Eltern zu lieben, auch wenn sie auf Normalgröße schrumpfen. Stolz darauf zu sein, was meine Eltern wirklich sind, nicht auf das was ich gern in ihnen sehen würde.
Aber es gibt auch das umgekehrte: Eltern wollen auf ihre Kinder stolz sein. Maria ist so eine Mama. Ihr Sohn ist etwas ganz besonderes, das hat sie bald kapiert. Und warum soll sie sich nicht auch ein bisschen sonnen in seinem Licht?
Und so kommt es wie es kommen muss. Bei einem großen Fest, zu dem Maria und Jesus eingeladen sind, geht auf einmal der Wein aus. „Los, mein Sohn, das ist die Gelegenheit. Jetzt kannst Du zeigen, was Du kannst.“ Und im Geiste sieht sich Mutter Maria schon, wie ihr Sohn das Fest rettet und sie hinterher sagen kann: „Mein Sohn, hab ich es nicht immer schon gewusst?“ Aber Maria muss ihre Lektion lernen, wie viele Eltern, wenn ihre Kinder die Erwartungen enttäuschen, auf die sie so gern stolz gewesen wären. Manchmal drängen wir Eltern die Jungen in Erwartungen hinein, die für ihren Weg nicht richtig sind. Jesus weist seine Mutter zurück. Wird massiv. „Frau, was hab ich mit Dir zu schaffen, meine Stunde ist noch nicht gekommen. Ich bin nicht dazu da, dass Du auf mich stolz sein kannst. Ich muss meinen eigenen Weg gehen. Nicht den, der dich stolz und glücklich macht.“
So ein Sohn enttäuscht. Aber wahrscheinlich muss das sein für Eltern. Es kommt nicht darauf an, wie wir unsere Kinder gern sehen würden, sondern darauf, dass sich ihre eigenen Hoffnungen und Erwartungen erfüllen. Es kommt darauf an, sie das sein zu lassen, was sie werden. Und sie so zu lieben und stolz zu sein.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2055
weiterlesen...