SWR3 Gedanken

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„Glaubst du an Gott?“ der junge Mann guckt mich mit großen Augen an.
„Guter Mann“, sage ich, „ich bin Pfarrerin. Und für eine Pfarrerin gehört der Glaube an Gott quasi zum Berufsbild dazu!“ Er guckt noch verdutzter. „Scherz!“ sag ich. Ach so.
Aber eigentlich hat seine Frage schon was. So selbstverständlich ist das nicht, an Gott zu glauben. Früher, vor hundert Jahren da war das selbstverständlich. Da konnte sich kaum einer vorstellen, ohne Glaube an Gott zu leben. Heute ist es eher umgekehrt.
Aber zurück zu mir. Ja, ich glaube wirklich an Gott. Nicht, weil das zu meinem Berufsbild gehört. Oder weil ich das muss. Natürlich haben Pfarrer auch Zweifel und Zeiten, in denen sie vergessen, dass es Gott gibt.
Aber für mich kann ich sagen: auch in den schwierigsten und dunkelsten Momenten meines Lebens hatte ich nie Zweifel, dass da einer ist, der mich trägt, dass da eine Kraft ist, die mich aus den Untiefen meines Lebens wieder herausholt. Zum Beispiel als ich krank war oder während meiner Scheidung. Ich weiß nicht, seit wann ich glaube und ich weiß nicht, warum.
Irgendwie habe ich einfach sowas wie Gottvertrauen, ein Vertrauen, dass Gott da ist – wie auch immer das dann aussehen mag. Ich weiß nicht, wie Gott ist, warum passiert, was eben passiert. Manchmal bin ich wütend und verzweifelt, als zum Beispiel meine wunderbare Katze tot gefahren wurde. Oder als gleich mehrere Bewerbung von mir hintereinander abgelehnt wurden. Und doch unter Tränen noch und trotz der Wut hatte ich Vertrauen. Dass es gut werden wird. Und dass das Leben weitergeht. Anders. Oft sogar besser. Auf jeden Fall aufregend…

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