SWR2 Wort zum Tag

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An Gott glauben und erfolgreich sein. Nach christlicher Überzeugung leben und dafür materiell belohnt werden. Es gibt eine Strömung im Christentum, die diesen Zusammenhang propagiert. Sie geht auf eine calvinistische Tradition zurück, und sie wird in manchen Kirchen gepredigt. „Wenn Du gläubig bist, werden andere das an deinem Wohlstand oder an deinem Wohlergehen ablesen. Wenn es dir aber nicht gutgeht, wenn der Erfolg ausbleibt, dann stimmt etwas mit deinem Glauben nicht.“
Solche Heilsversprechen können Schaden anrichten. Denn hier werden zwei Dinge verwechselt, die für unterschiedliche Perspektiven stehen: „Erfolg haben“ auf der einen und „Frucht bringen“ auf der anderen Seite . So jedenfalls sagt es der Ordenspriester Phil Bosmans, und mir leuchtet das ein. Bei Gott, in der Perspektive des Glaubens geht es nicht so sehr darum, dass ich Erfolg habe. Es geht darum, dass ich, mit einem Bild von Jesus gesprochen, als guter „Baum“ auch gute „Früchte“ bringe. Erfolg braucht man, um sich zu bestätigen und seinen Wert zu beweisen. Ein gutes Einkommen, ein hohes Ansehen, das sind Dinge, die man sich selber erarbeitet und auch selber genießt. „Frucht“ hingegen ist etwas, das primär anderen zu Gute kommt. Ein Ertrag, der oft langsam wächst, der nicht in Zahlen messbar ist. Wenn ein Mensch es im Laufe seines Lebens lernt, geduldig zu sein, mit sich selber und mit anderen. Oder wenn jemand mir vertrauend und aufgeschlossen begegnet, ohne Angst, benachteiligt zu werden.
Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Kein Mensch kann ohne Leistung und Anerkennung leben. Erfolgreich zu sein, ist etwas Schönes. Für Gott aber kommt es mehr darauf an, ob mein Leben auch anderen gut schmeckt. Andere Menschen sollen durch meine Worte, mein Tun und Lassen Gottes Dasein gewissermaßen erschnuppern. Sie werden nicht rational überzeugt, aber sie kommen vielleicht auf den Geschmack.
Ich fragte eine Gruppe von jungen Menschen, was für sie solche „Früchte des Glaubens“ sind. „Nicht so am eigenen Geld hängen. – Hinschauen, wo andere wegschauen. – Beten statt schimpfen – Keine billigen Kleider kaufen – Mutig etwas ansprechen, wo andere schweigen.“Mich hat das sehr beeindruckt. Und ich vermute, dass solche Früchte auch bei Menschen wachsen, die nicht christlich glauben. Entscheidend ist, dass andere auf den Geschmack kommen. Es gibt einen Hunger, eine Sehnsucht nach Liebe, nach Trost und Geborgenheit. Gott möchte diesen Hunger stillen. Und dazu braucht er Menschen, die Frucht bringen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20307
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