Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es gibt viele Möglichkeiten, sich bestatten zu lassen. Manche wollen anonym in einem Wald beigesetzt werden. Andere legen fest, dass ihre Asche ins Meer gestreut wird. Und wieder andere wollen - aus Asche zum Diamant gepresst - am Ring des Geliebten „unsterblich“ bleiben. Da hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Ich komme mir beinahe altmodisch vor, wenn ich sage, dass ich ganz normal beerdigt werden will – in einem Sarg, der in die Erde kommt. Alles andere ist mir ein bisschen suspekt.

Möglicherweise gibt es aber doch eine Form, die mich reizen könnte. Nämlich die, mich mit meinem Hund beerdigen zu lassen. Seit kurzem ist das vom Gesetz her grundsätzlich erlaubt. Auch wenn es bisher nur ganz wenige Friedhöfe gibt, wo das praktiziert wird. Kuno – so heißt mein Hund – und ich, in einem Grab. Eine schöne Vorstellung. Er weicht mir jetzt nicht von der Seite. Auch im Tod ist er dann bei mir. Das würde schon passen. Wenn da nicht einige praktische Fragen zu klären wären, und mit denen schleichen sich bei mir auch grundsätzliche Bedenken ein.

Es ist ja nicht anzunehmen, dass Kuno und ich gleichzeig sterben. Wenn er vor mir stirbt, was mache ich dann? Tiergräber gibt es nicht auf dem Friedhof. Dass eine Urne mit seiner Asche bei mir im Wohnzimmer steht, kann ich mir nicht vorstellen. Dann doch lieber ein Plätzchen in meinem Garten, wo ich geschwind mal hingehen kann. Und wenn ich vor Kuno sterbe, dann treffen ohnehin andere die Entscheidungen.

Was mir auch zu denken gibt: Ich will Kuno nicht wie einen Menschen behandeln. Das ist er nicht und das braucht er auch nicht zu sein. Er ist mir als Hund ein Gefährte. Darüber will ich mich nicht täuschen. Deshalb frage ich mich schon, ob es überhaupt angemessen ist, seinen Tod so zu behandeln, wie den Tod eines Menschen. Im deutschen Recht gelten Hunde als Gegenstand; sie sind als Sache zu behandeln. Das ist das andere Extrem und wenig schmeichelhaft für ein Geschöpf, das mich ansieht, mir Treue schenkt und dem gegenüber ich Zuneigung empfinde.  Aber eine Person ist Kuno eben nicht.

Was tun? Ich muss heute keine endgültige Entscheidung treffen. Das ist beruhigend. Für den Fall der Fälle müssen das andere tun. Und ich bin dann hoffentlich sowieso wieder mit ihm zusammen – auf andere Weise, in einer anderen Welt, bei Gott im Himmel, wo gewiss auch Hunde ihren Platz haben.

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