Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Laudato si, o mi signore. Gelobt seist du, mein Herr. Für ungezählte Kinder ist das Lied zu diesem Text der Hit gewesen. Ihr Lieblingslied in der Vorbereitung auf die Erstkommunion. Sie haben es gebrüllt vor Begeisterung, weil das mit der Melodie so gut ging. Sie wollten es immer wieder singen, so oft, dass es mir und den anderen Erwachsenen manchmal zu viel wurde. Was für ein Ohrwurm! Es ist immer noch so: Wenn ich nur ein paar Takte davon höre, geht mir das Lied nicht mehr aus dem Kopf. 

Papst Franziskus hat sein zweites Schreiben, mit genau diesen Worten begonnen: Laudato si, o mi signore. Es sind Worte, die auf den Mann zurückgehen, nach dem er sich als Papst benannt hat und den er wie ein Programm für sein Amt versteht. Franz von Assisi. Der Hl. Franz hat vor sechshundert Jahren ein Lied gedichtet, das auf Deutsch „Sonnengesang“ genannt wird. Es ist ein Lobpreis auf Gott und seine Schöpfung. Immer wieder taucht dort dieses Laudato si auf. Immer dann, wenn Franz aufzählt, welche Wunder die Welt bereit hält: die Gestirne am Himmel, das Wetter, Wasser und Pflanzen – und zuletzt den Tod. Stets sagt er im gleichen Atemzug Gott „Danke“ dafür. Weil er in ihm die Ursache dafür erkennt, dass die Welt so wunderbar ist, wie er sie jeden Tag aufs neue erleben darf. 

Die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus beschäftigt sich mit Umweltschutz und Ökologie. Der Papst nennt die Gefahren, die drohen, wenn der Mensch nur an sich selbst denkt. Nicht an die anderen und nicht an morgen. Den Klimawandel und das Artensterben bezeichnet er deshalb ausdrücklich als Sünde. Und die Moderne als eine - wörtlich - „große anthropozentrische Maßlosigkeit“. Dem gilt seine große Sorge: Dass wir unsere Grenzen nicht einhalten; und dass wir aus lauter Ich-Sucht vergessen, wie fein ausbalanciert das Gefüge unserer Welt ist. Denn so hat Gott es sich gedacht: Wir geben, so viel wir können, und wir nehmen nur so viel, wie wir unbedingt zum Leben brauchen. Beides muss in Einklang kommen. Franziskus will, dass wir auch morgen noch staunen können über die Wunder, die Gottes Schöpfung bereit hält. Er hat die Hoffnung: Wer staunt, der wird nicht zum Ausbeuter.

Ich wünsche mir: Wie das Lied der Kinder soll auch die Enzyklika des Papstes zu einem Ohrwurm werden. Seine klugen Gedanken haben es jedenfalls verdient, dass sie uns nicht mehr aus dem Kopf gehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20285
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