Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre Eltern für sie sorgen. Schlimm genug, wenn das einer von beiden oder gar beide Eltern nicht können. Solche Fälle gibt es und sie sind schrecklich. Aber Gott sei Dank: In der Regel sorgen Eltern für ihre Kinder. Und das brauchen Kinder auch: Vater und Mutter. Beide sind wichtig für ihr Kind. Eigentlich müsste das „Sorgerecht“ genau dies regeln – dass Kinder ein Recht darauf haben, dass beide Eltern für sie sorgen.
Aber wenn Eltern sich scheiden lassen, dann streiten sie oft um das Sorgerecht. Dabei geht es dann um das Recht der Eltern. Es scheint, als wollten Vater und Mutter das Kind lieber in der Mitte durchteilen, als dem jeweils anderen die Sorge für Sohn oder Tochter zu überlassen oder gemeinsam zu für die Kinder sorgen.
So etwas erzählt die Bibel von zwei Frauen (1. Kön 3, 16-28). Die beiden brachten ein Baby zu Salomo, dem König und obersten Richter des Landes. Beide behaupteten, die Mutter des Kindes zu sein und Salomo sollte nun gewissermaßen über das Sorgerecht entscheiden. Dem König ging es um das Wohl des Kindes. Da hatte er eine makabere Idee. Er befahl, wenn die Frauen sich nicht einigen könnten, das Kind in der Mitte durchzuteilen, dann könnte jede Frau eine Hälfte bekommen Die eine Frau war einverstanden mit diesem Vorschlag – der anderen wollte sie das Kind auf keinen Fall lassen. Die andere Frau war bereit, auf das Kind zu verzichten, damit es leben konnte. Der gab Salomo schließlich das Kind. Er war sicher, sie würde für das Kind gut sorgen. Salomos Urteil gilt bis heute als Beispiel für seine Weisheit.
Vielleicht sagen sie jetzt: Das sei ein überzogener Vergleich, schließlich gehe es beim Sorgerecht ja nicht um Leben und Tod. Das ist natürlich wahr. Aber wie oft sind Kinder die Opfer, wenn Eltern bei einer Scheidung um das Sorgerecht streiten! Sie spüren, wie der eine Elternteil dem anderen das Kind nicht gönnt. Sie spüren, wie die Eltern von ihnen eine Entscheidung erwarten, wie der eine Elternteil verletzt ist, wenn sie Spaß daran haben, mit dem anderen Zeit zu verbringen. Zerrissen fühlen sich die Kinder, wenn sie zwischen Vater und Mutter entscheiden sollen.
Mir scheint: Wenn ein Mann und eine Frau als Partner miteinander nicht mehr zurecht kommen – dann können sie trotzdem gute Eltern sein. Gute Eltern verlangen nicht von ihrem Kind, dass es sein Herz, seine Liebe zu Vater und Mutter aufspaltet . Gute Eltern ermöglichen es dem Kind, auch zum anderen Elternteil zu gehören. Dann kann es den Kindern gut gehen – auch mit geschiedenen Eltern. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2021
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