Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Stark war er mit Sicherheit. Christophorus. Er ist ein bekannter Heiliger, Schutzpatron der Reisenden. Deshalb ist sein Bild häufig auf einer kleinen Plakette im Auto zu finden.

Dass Christophorus sehr stark war, erzählt die Legende. Und stark musste Christophorus für seinen Job auch sein. Tag für Tag hilft er Menschen, einen gefährlichen Fluss zu überqueren. Auf seinen Schultern trägt er die Menschen durch das gefährliche Wasser und sorgt dafür, dass sie gut am anderen Ufer ankommen. Das ist seine Lebensaufgabe.

Er hat seine Aufgabe nicht gleich gefunden. Eine ganze Weile musste er suchen. Klar war ihm nur, dass er dem mächtigsten Herrn dienen wollte. Ich glaube, dass er jemanden gesucht hat, auf den Verlass ist. Jemanden, dem er vertrauen kann und der ihm im Leben Halt gibt.

Zuerst dient er dem König, dann dem Teufel – doch bei beiden stellt er fest, dass deren Macht irgendwann an Grenzen kommt. Am Schluss findet er heraus, dass er dem Stärksten dient, wenn er Menschen über den Fluss trägt. Richtig verstanden hat er das aber erst, als er einmal ein Kind über das Wasser tragen will. Eigentlich keine große Sache. Doch das Kind wird immer schwerer und er schafft es nur völlig erschöpft und gerade so zum Ufer. Dort angekommen, will er natürlich den Namen dieses besonderen Kindes wissen. „Ich bin Christus", antwortet das Kind. „Ich bin der, den du suchst.“ Christophorus, Christusträger, heißt er deshalb und heute ist sein Gedenktag.

Für mich ist Christophorus nicht nur körperlich stark. Stark ist er auch, weil er nicht so schnell aufgegeben hat. Er hat nach seinem Platz im Leben gesucht. Und er hat seine Muskelkraft nicht nur zu seinem Vorteil eingesetzt. Er hat sie für andere gebraucht, weil er Christus, dem Stärksten, dienen wollte. Ich finde, auch das ist Stärke.

Die Legende von Christophorus ist schon sehr alt. Aber starke Männer und Frauen gibt es zum Glück bis heute. Für mich gehören da nicht nur Heilige dazu. Sondern auch die, mit denen ich in meinem Alltag immer wieder zu tun habe und deren Stärke ich sehr zu schätzen weiß. Meine Oma, die viele Jahre krank war und die trotzdem immer zuversichtlich und geduldig geblieben ist. Ältere Kolleginnen, die schon lange im Beruf sind und deren Stärke es ist, mit Herz und Verstand den Glauben über viele Jahre hinweg zu verkündigen.

Starke Menschen – weil sie dranbleiben an dem, was in ihrem Leben möglich ist. Und weil sie Gott, dem Stärksten, vertrauen und wissen, dass er ihnen im Leben Halt gibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20188
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