Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Der Sommer ist die Lieblingsjahreszeit der Deutschen. Das zumindest sagen Umfragen. Auch wenn ich persönlich eher den Frühling oder den Herbst mag, kann ich gut verstehen, warum der Sommer so beliebt ist: die langen Tage, gemütliche Sommerfeste, warme Abende auf dem Balkon und für viele auch Urlaubszeit.Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – welches die schönste und beliebteste Jahreszeit ist, finde ich letztlich aber gar nicht so entscheidend.

Für mich als Christin ist die Natur mehr als ein Wohlfühlfaktor. In der Natur oder – in der Sprache des Glaubens gesagt – in der Schöpfung, kann ich dem Schöpfer selbst begegnen. Gott ist der Ursprung der Welt. Doch damit nicht genug. Bis heute wirkt er in ihr. Und er schafft sie so, dass ich mich wohlfühlen kann. Damit alles da ist, was ich zum Leben brauche. Damit es schön ist und ich es genießen kann.

Der dänische Philosoph und Theologe Sören Kierkegaard hat das im 19. Jahrhundert mit diesen Worten beschrieben:

Die Sonne scheint für dich – deinetwegen;

Und wenn sie müde wird, beginnt der Mond, und dann werden die Sterne angezündet.

Es wird Winter, die ganze Schöpfung verkleidet sich,

spielt Verstecken, um dich zu vergnügen.

Es wird Frühling; Vögel schwärmen herbei, dich zu erfreuen;

Das Grün sprießt, der Wald wächst schön und steht da wie eine Braut, um dir Freude zu schenken.

Es wird Herbst, die Vögel ziehn fort, nicht weil sie sich rar machen wollen, nein, nur damit du ihrer nicht überdrüssig würdest.

Der Wald legt seinen Schmuck ab, nur um im nächsten Jahr neu zu erstehen, dich zu erfreuen…

All das sollte nichts sein, worüber du dich freuen kannst?

Lerne von der Lilie und lerne vom Vogel, deinen Lehrern: zu sein heißt: für heute dasein – das ist Freude.

(Sören Kierkegaard)

Die Natur ist ein Geschenk für mich. Für jeden von uns. Gott schenkt sie uns das ganze Jahr hindurch. Und deshalb kann ich in der Schöpfung zu jeder Jahreszeit auch Gott begegnen. Meine Sinne helfen mir dabei. Wenn ich schaue, höre, rieche, taste, schmecke. Oder auch wenn ich mir einen Augenblick Zeit nehme, genieße und alles andere vergesse.

Kierkegaard nennt diese Moment des Daseins in der Natur „Freude“. Für mich ist diese Freude ein Ausdruck davon, dass Gott da ist und ich ihm nahe bin.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20184
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