Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Das Smartphone ist die Fernbedienung des Lebens“. Sie wissen was ich meine? Diese Telefone, mit denen man nicht mehr so viel telefoniert, aber dafür sonst alles Mögliche machen kann: Sich das Wetter anzeigen lassen oder Kochrezepte austauschen. Fotografieren und sich den Weg zum Bahnhof suchen. Und wenn es eine Funktion noch nicht geben sollte, dann wird sie sicher morgen erfunden.
Manchmal frage ich mich, wie die Menschen früher ohne so ein Ding überleben konnten? Und selbst heute soll es noch Menschen geben, die kein Smartphone haben. Aber Spaß beiseite – ich finde diese Aussage eigentlich unmöglich: „Das Smartphone ist die Fernbedienung des Lebens“.
Soll ich mich etwa auf die bequeme Couch setzen und dann mit einer Fernbedienung mein Leben steuern? So als wenn das Leben ein Fernseher wäre? Wäre das nicht schrecklich? Dann wären wir gar nicht mehr mit dabei, sondern nur noch Betrachter unseres eigenen Lebens.
Natürlich weiß ich, dass die Macher dieses Spruches das so nicht gemeint haben. Aber schon ab Herbst können wir auch bei uns im Supermarkt mit dem Smartphone bezahlen und Hausbeleuchtung und Heizung lassen sich schon heute mit diesen kleinen Wunderkisten steuern. Bequem ist das vielleicht: Aber mein Leben ist das sicher nicht. Mein Leben, das sind die Begegnungen mit echten Menschen – nicht nur auf Bildschirmen.
Letztens sah ich eine Gruppe Jugendlicher an der Haltestelle. Sie standen zusammen, aber schauten alle nur auf ihr Handy. Mich hat das sehr beschäftigt. War das etwa Langeweile? Waren die anderen nicht wichtig genug? Scheinbar kann uns so ein bewegter Bildschirm unglaublich fesseln – so sehr, dass wir die Menschen um uns herum kaum mehr bemerken.
Ich finde diese Smartphones sehr nützlich, für ganz viele Dinge. Aber ich glaube, wir sollten aufpassen, dass wir uns nicht von dieser Technik gefangen nehmen lassen.
Die Tage stand ich wieder an der Haltstelle – selber mit dem Smartphone in der Hand. Ich habe erst aufgeschaut als die Bahn endlich kam und wollte nur schnell einsteigen und hätte dabei fast die ältere Frau mit der riesen Einkaufstausche übersehen. Sie war unglaublich dankbar, als ich ihr die Tasche in die Bahn gehoben habe.
Ich bin also gar nicht so viel anders, als diese Gruppe Jugendlicher. Ich lasse mich genauso leicht von dieser Technik einfangen. Aber jetzt habe ich es bewusst wahrgenommen und ich will es ändern, denn eine Fernbedienung für mein Leben brauche ich nicht.

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