Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Mach’s gut,“ sage ich manchmal, wenn ich mich verabschiede. „Mach’s gut“, das heißt so viel wie: Alles Gute! Es soll dir gut gehen in dem, was auf dich zukommt.
Mach’s gut – das heißt gerade nicht, was man wörtlich verstehen könnte: Jetzt gib dir gefälligst Mühe! Streng dich an! Mach deine Arbeit gut.
Es heißt auch nicht: Mach was Gutes – als ob ich befürchte, der andere könnte auch was Schlechtes machen oder seine Aufgaben schlecht machen.
Das steckt vielleicht mit drin, in diesem „Mach’s gut“. Aber insgesamt will ich was Schönes mitgeben: Bis wir uns wiedersehen soll es dir rundherum gut gehen in deinem Leben.
Vor Kurzem habe ich gelernt, dass aber doch wirklich beides drin steckt, in diesem mach‘s gut. Wie es einem geht, und auch, was einer tut und wie. In einer Sprüchesammlung im Alten Testament der Bibel steht der weise Satz: Es gibt nichts Gutes unter den Menschen, außer dass sie sich freuen und es gut machen. Und das übersetzen die einen  mit „außer dass sie …Gutes tun.“ (Koh 3, 12). Und andere sagen: Es gibt nichts Gutes, außer…dass sie sich gütlich tun.“ Also, dass sie das Leben genießen, essen trinken, feiern, reisen. Kurz: es sich gut gehen lassen. Beides steckt drin in diesem „Mach’s gut!“: (vielleicht noch mal wiederholen was?)
Ich finde es beruhigend, dass beides so eng zusammenhängt. Denn als ernsthafter Mensch neige ich dazu, beides auseinander zu reißen: Gutes tun, soviel und so oft wie möglich, das finde ich richtig und wichtig. Aber manchmal auch anstrengend und mühsam. Eine Pflicht eben, an der man nicht viel Freude hat. Wie oft habe ich schon über mein Ehrenamt geklagt und die Verpflichtungen, die es mit sich bringt!
Dabei: Eigentlich macht es doch Freude, wenn man für andere etwas Gutes tun kann! Ich muss nicht so tun, als ob es nur Pflicht ist. Nein! Man kann Gutes auch gern tun! Dann fällt es einem leicht und macht vielleicht sogar Spaß.
Und genauso: Man darf es sich auch immer wieder gut gehen lassen. Ohne schlechtes Gewissen. Obwohl es vielen anderen längst nicht so gut geht wie mir. Der Skandal ist doch nicht, dass es mir gut geht. Der Skandal ist, dass es vielen anderen nicht gut geht. Und dagegen hilft mein schlechtes Gewissen gar nicht. Sondern eher, dass ich mich aufraffe, etwas zu tun. Und trotzdem und daneben kann ich gut noch ein Fest feiern, gut essen und trinken und mich meines Lebens freuen.
Ich glaube, wem es gut geht, der kann leichter gut zu anderen sein. Gern und von Herzen. Und deshalb: Machen Sie’s auch gut!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20039
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