Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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8 Milliarden Euro wird das Verteidigungsministerium in den nächsten 10 Jahren zusätzlich ausgeben. Für zwei neue Projekte.
Das braucht man, vor allem auch für die Sicherheit und den Schutz der deutschen Soldaten im Ausland, heißt es. Erst hat mir das eingeleuchtet. Und andere geben ja ein Vielfaches für ihre Rüstung aus. Aber dann habe ich gehört, dass gerade für solche Einsätze die neuen Projekte nicht wirklich geeignet sind.
Und inzwischen überlege ich mir: Wäre nicht der beste Schutz vor Konflikten, Kriegen und Unfrieden, wenn man so viel wie möglich für den Frieden tut? Unfrieden und Bedrohungen der Sicherheit entstehen, wo Menschen unter Ungerechtigkeit leiden. Wo sie für sich und ihre Volksgruppen keine Möglichkeiten sehen und keine Chancen für ein ordentliches Leben. Wer keine Zukunftschancen für sich und seine Kinder sieht, der kämpft mit Gewalt um Lebensmöglichkeiten. Wer keinen Anteil bekommt an Ressourcen und Selbstbestimmung, der kämpft um Gerechtigkeit für seine Volksgruppe.
Als Christin glaube ich an den Gott des Friedens (1. Kor 14, 33) – nicht an den Gott der Angriffe, natürlich, aber auch nicht an den Gott der Verteidigung. „Frieden auf Erden“ war das Versprechen, als Jesus geboren wurde. Und „richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ hat damals ein alter Mann voller Hoffnung gebetet. Sein Gebet ist in der Bibel aufbewahrt (Lk 1, 79) und bewegt Menschen bis heute.
Und jetzt denke ich darüber nach: Wenn man die 8 Milliarden der Verteidigungsministerin einsetzen würde, um Frieden zu schaffen und Gerechtigkeit – wäre das nicht ein besserer Schutz für die deutschen Soldaten? Ich kann wahrscheinlich gar nicht ermessen, was man für 8 Milliarden alles tun könnte. Der Gesamtetat des Bundesministeriums für Zusammenarbeit und Entwicklung beträgt in diesem Jahr 6,5 Milliarden. Da könnte man 10 Jahre lang jeweils 800.000 Euro mehr ausgeben. Wie vielen jungen Männern in Afrika könnte man damit Ausbildung und Arbeit ermöglichen, die sich heute verzweifelt auf den Weg machen nach Europa? Wie vielen Frauen könnte man Land geben, um ihre Familien zu ernähren? Man könnte Bildungs- und Gesundheitssysteme ausbauen, damit in den armen Ländern der Welt nicht jeder gegen jeden ums Leben kämpfen muss.
Warum ich Ihnen das heute Morgen erzähle? Weil ich finde: Wir sollten diese Zahl 8 Milliarden unbedingt im Kopf behalten, wenn es in Zukunft um Ausgaben für die Unterstützung der Armen geht. Weil: das dient dem Frieden und damit auch unserem Schutz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20038
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