Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Womöglich gibt es bald keine Kassiererinnen mehr im Supermarkt. Die Waren bekommen elektronische Chips, da stehen alle Angaben drauf und dann müssen die Kunden sie nur noch selber durch eine Selbstbedienungskasse ziehen. Ich gebe zu: Manches ginge dann vielleicht ein bisschen schneller und ab und zu gibt es auch unfreundliche Kassiererinnen, auf die ich verzichten könnte. Aber wenn es einen Stromausfall gibt oder die Elektronik kaputt ist, was dann? Neulich bin ich bei Stromausfall ohne Brot, Butter und Käse nach Hause geschickt worden. Und vor allem: Wenn es keine Kassiererin mehr gibt: Wer wiegt dann umstandslos und meistens auch klaglos mein Obst nach, dass ich zu wiegen vergessen hatte? Und wer nimmt den Geldbeutel des alten Herrn, der nicht mehr gut sieht und zählt gewissenhaft den Betrag heraus, den er zahlen muss?
Gabelstaplerfahrer soll es übrigens bald auch nicht mehr geben. Die Waren werden computergesteuert hin und her bewegt. Aber wo findet der junge Mann Arbeit, der nicht rechnen gelernt hat und nur seinen Namen schreiben kann – aber sonst fit und geschickt ist? Und stolz auf seinen Gabelstapler?
Die digitale Revolution ist im Gange: Es werden Systeme und Automaten entwickelt, die viele einfache Arbeiten übernehmen können und auch ganz komplizierte Handlungsabläufe sicherer machen. Wirtschaft 4.0 nennt man diese Zusammenarbeit von Menschen und Maschinen. Vieles wird einfacher und schneller gehen. Aber einfache Tätigkeiten fallen weg. Kein Problem, sagen stolz die Entwickler: Es wird weniger Arbeitnehmer geben, da ist es doch gut, wenn man die einfachen Arbeiten von Maschinen machen lassen kann. Aber, überlege ich mir: Was wird mit den Menschen, die komplizierten Arbeitsplätzen nicht gewachsen sind und einfache Arbeit brauchen?
Ich finde, es ist ein Problem, wenn Menschen mit Handikap keine Arbeit finden können, weil alles automatisiert ist und sie die Automaten nicht verstehen und bedienen können. Inklusion von Menschen mit Handikap wird für die Schulen gefordert. Aber was wird, wenn die Gehandikapten aus der Schule heraus kommen?
Ich glaube, wir brauchen gerade auch die Menschen, die vielleicht Automaten nicht bedienen und schon gar nicht kontrollieren können. Der Apostel Paulus hat mal geschrieben: Die Gemeinschaft der Menschen ist wie ein Körper. Da gibt es verschiedene Teile. Und alle sind wichtig. Ja, „gerade die Teile des Körpers, die schwächer zu sein scheinen, sind umso notwendiger“ (1. Kor 12,22)

Müsste man nicht, gerade bei der Entwicklung der neuen Arbeitsplätze auch daran denken? Damit unsere Gemeinschaft nicht nur funktioniert, sondern auch menschlich ist?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20035
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