Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal kommen aus dem Vatikan schon seltsame Aussagen. Die folgende hat mich jedenfalls äußerst irritiert: Für einen Trialog der Religionen, also ein Dreiergespräch unter Juden, Christen, Muslimen sei es noch viel zu früh. So ließ unlängst der für die Ökumene zuständige Kardinal Koch verlauten. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass die Muslime jetzt noch nicht richtig mitsprechen dürfen. Koch sagt: Zuerst müssen die christlichen Kirchen sich mit dem Judentum verständigen. Weil das der Ursprung unseres Glaubens ist. Dann die Christen untereinander. Und erst dann ist die Zeit gekommen, um mit dem Islam zu verhandeln.

Habe ich da etwas nicht richtig verstanden? Ich hatte bisher immer gedacht, dass es höchste Zeit ist, endlich mit den Muslimen an einen Tisch zu sitzen. Besser früher als später. Ob es dabei dann um die großen Unterschiede geht, steht ja auf einem ganz anderen Blatt. Aber es müssen doch Schritte vereinbart werden, damit die ganze Welt sieht, dass die drei großen Religionen an einem Strang ziehen. Da geht es für mich zunächst um ganz einfache, grundlegende Sachen. Wenn die verbindlich vereinbart würden, dann hätten all jene keine Chance, die die Religion für ihre Interessen missbrauchen wollen: die Terroristen des sog. Islamischen Staats, christliche Fundamentalisten, Kriegstreiber in Israel. 

Ich nenne drei Beispiele, die für mich so grundlegend sind, dass sie ohne weiteres für das Judentum, den Islam und die Christen Geltung haben:

Erstens: Gott will immer das Leben, nie den Tod. Niemand kann sich auf ihn berufen, wenn er einem anderen nach dem Leben trachtet.

Zweitens: Vor Gott ist jeder Mensch gleich. Wie er auf die Welt kommt, daran kann nichts Falsches sein.

Und drittens: Gott ist größer als jeder Gedanke den die Menschheit über ihn fassen kann. Alles, was Menschen über Gott sagen, birgt das Risiko in sich, falsch zu sein.

Allein diese drei Punkte würden dazu führen, dass alle, die an Gott glauben, vorsichtiger sind. Es geht dann nicht zuerst darum, Recht zu haben und sich durchzusetzen. Sondern an erster Stelle stehen der Respekt vor dem anderen und die Ehrfurcht vor seinem Leben. Darüber will ich sprechen. Sofort. Gerade mit den Muslimen, von denen es in unserem Land so viele gibt. Denn die haben es zur Zeit besonders schwer. Sie erfahren viel Misstrauen. Weil die IS-Terroristen den ganzen Islam in Misskredit bringen. Wer das nicht akzeptieren will, der sollte schnell das Gespräch suchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19982
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