SWR1 3vor8

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„Nimm Dir Zeit und nicht das Leben.“ Erinnern Sie sich noch an diesen Spruch für Autofahrer? Zu schnell fahren kann lebensgefährlich werden, erinnert er. Und ich finde, zu schnell leben auch.
„Nimm Dir Zeit und nicht das Leben.“
Mir passiert es immer wieder, dass ich nicht lebe, sondern durchs Leben gehetzt werde. Oder müsste ich ehrlicher sagen, dass ich mich hetzen lasse? So sehr, dass mein Leben manchmal unter die Räder kommt?
„Nimm Dir Zeit und nicht das Leben.“
Mir ist der Spruch wieder eingefallen, als ich die Geschichte gelesen habe, die heute in den evangelischen Kirchen im Mittelpunkt steht.
Jesus erzählt von einem Mann, der ein großes Fest gibt. Alle Zuhörer wussten damals sofort: Jesus meint damit auch Gott und worauf es ankommt, damit das Leben richtig gut wird: Heiter. Erfüllt. Lebenswert. Wie ein Fest eben.
Die Geschichte könnte so schön sein, aber Jesus erzählt auch, es passiert Menschen immer wieder, dass sie am Leben vorbeileben. Sie lassen die Gelegenheit aus, ein Fest zu feiern. Und sie hatten damals ähnliche Gründe wie heute. Ich frage mich: Warum erteilen sie dem Leben eine Absage? Wo Gott doch die Chance gibt, erfüllt zu leben!
Als nämlich in Jesu Geschichte das Fest losgehen soll, hagelt es Absagen:
„Ich hab einen Termin. Ich muss den Acker begutachten, den ich gerade gekauft habe.“ sagt der erste Freund. ‚Muss‘ sagt er, ‚will‘ wäre vielleicht ehrlicher. „Ich habe neue Ochsengespanne gekauft, die muss ich ausprobieren“, sagt der zweite. Und der Dritte: „Ich habe grade geheiratet. Wir haben an uns selbst genug. Ein andermal, vielleicht, Gott.“
Ich glaube, Jesus hat da einen ganz wunden Punkt getroffen, auch bei mir: Arbeit, Geschäfte, Termine, Geld. Sie greifen nach dem ganzen Leben. Oft lass ich sie sogar in den Sonntag. Irgendwas ist immer zu tun. Und so passiert es auch, dass ich nicht in den Gottesdienst gehe. Dabei erinnert gerade er mich daran: Das Leben ist so viel mehr als Geschäft.
„Nimm Dir Zeit und nicht das Leben.“
Es tut so gut, wirklich zu leben. Das Leben ist weit mehr als arbeiten, Geld verdienen und Geschäfte machen. Ich bin viel mehr als Verdiener und Verbraucher. Leben ist Musik, sind Menschen, die das Leben spannend machen, manchmal auch konfliktreich. Leben ist zu mir kommen, durchatmen, spielen. Gott suchen. Und von ihm gefunden werden. Leben ist Zeit, die ich mir nehmen kann. Und ab und zu ist Leben sogar ein Fest.

Lukas 14,15-24
15Als einer der Gäste das hörte, sagte er zu Jesus
»Glückselig ist, wer im Reich Gottes sein Brot essen wird!«
16Jesus antwortete ihm:
»Ein Mann veranstaltete ein großes Festessen und lud viele Gäste ein. 17Als das Fest beginnen sollte, schickte er seinen Diener los und ließ den Gästen sagen: ›Kommt, jetzt ist alles bereit!‹
18Aber einer nach dem anderen entschuldigte sich.
Der erste sagte zu ihm: ›Ich habe einen Acker gekauft. Und jetzt muss ich unbedingt gehen und ihn begutachten. Bitte, entschuldige mich!‹
19Ein anderer sagte: ›Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin gerade unterwegs, um sie genauer zu prüfen. Bitte, entschuldige mich!‹
20Und wieder ein anderer sagte: ›Ich habe gerade erst geheiratet und kann deshalb nicht kommen.‹
21Der Diener kam zurück und berichtete alles seinem Herrn.
Da wurde der Hausherr zornig und sagte zu seinem Diener:
›Lauf schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt.
Bring die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Gelähmten
hierher.‹
22Bald darauf meldete der Diener:
›Herr, dein Befehl ist ausgeführt – aber es ist immer noch Platz.‹
23Und der Herr sagte zu ihm:
›Geh hinaus aus der Stadt auf die Landstraßen und an die Zäune. Dränge die Leute dort herzukommen, damit mein Haus voll wird!‹
24Denn das sage ich euch: Keiner der Gäste, die zuerst eingeladen waren, wird an meinem Festmahl teilnehmen!«

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