Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Christen feiern jedes Jahr kurz vor Ostern besonders festlich das letzte Abendmahl Jesu. In diesem Jahr war ich am Gründonnerstag nicht in einem Gottesdienst, sondern auf einer Bananenplantage in Kamerun. Das werde ich mein Lebtag nicht vergessen, weil ich eine Gemeinschaft erlebt habe, die mich faszinierte. Eine Kommunion rund um die Banane. Das muss ich kurz erzählen:

Ein Freund nahm mich mit zu einer Konferenz über Bananen. Ich erfuhr, es gibt über 600 Sorten. Davor kannte ich nur die aus dem Supermarkt. Inzwischen weiß ich, sie heißt „Cavendish“, eine speziell für uns Europäer angebaute Sorte. Sie entspricht angeblich unserem Geschmack am ehesten. Manchmal findet man bei uns auch noch andere, kleinere und größere Sorten oder auch mal Kochbananen. Die schmecken ähnlich wie Kartoffeln. In Afrika gehört die Kochbanane zur täglichen Ernährung.
Ich war der einzige Europäer auf der Konferenz. Die anwesenden Forscher waren durchweg promovierte oder habilitierte Männer aus Zentral- und Westafrika. Professoren von Universitäten aus der ganzen Welt. (Sie kamen von der Elfenbeinküste, aus Ghana, dem Tschad, dem Kongo, der Zentralafrikanischen Republik. Aus Kanada, Frankreich, USA, Costa Rica, Nicaragua, Honduras und sogar von den Philippinen.) Das Forschungszentrum beherbergt weltweit die größte Sammlung der verschiedenen Bananensorten. Die Forscher beschäftigt, wie die inzwischen immensen Monokulturen besser gegen Schädlinge und Krankheiten geschützt werden können, ohne dass Unmengen an chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln eingesetzt werden müssen. Es wird mit Kreuzungen experimentiert, mit uralten Sorten. Der Genpool der Banane wird hochwissenschaftlich verwaltet und gepflegt. Ich war richtig erstaunt und beeindruckt darüber, was es da alles gibt. Aber am meisten hat mich die Atmosphäre dieser Konferenz beeindruckt. Jeder hat sein Wissen, seine Erfahrung und sein Können auf eine sehr bescheidene Art und Weise vorgestellt und mit den anderen Anwesenden geteilt. Es war so selbstverständlich, wie Forschungsergebnisse ausgetauscht, Einladungen ausgesprochen, und neue Forschungsvorhaben vorgestellt wurden. Spürbar war für mich eine starke Gemeinschaft, ein Gemeinsinn ohne Konkurrenz, Neid oder Missgunst. Der Geist Jesu war für mich mitten in dieser Bananenplantage spürbar. Es war für mich ein spirituelles Erlebnis bei über 30 Grad im Schatten und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Zum Glück hatten wir eine Klimaanlage im Konferenzraum, sonst hätte ich geglaubt ich halluziniere.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19930
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