Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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 Jesus von Nazareth hat viele der Gepflogenheiten und Gebräuche seiner Religion in Frage gestellt. Das hat die Menschen in seiner Umgebung auch verunsichert. Deshalb haben seine Freunde Jesus gefragt: „Wie sollen wir beten?“ Seine Antwort war das „Vaterunser“. Es wird heute weltweit von Millionen Menschen in allen möglichen Sprachen gebetet. Manche tun sich schwer mit dem Gebet, vielleicht weil ihnen die Formulierungen altertümlich vorkommen oder die Sprache nicht ihrem Lebensgefühl entspricht. Das deutsche „Vaterunser“ ist eine Übersetzung aus dem Lateinischen und Griechischen, und das sind wahrscheinlich schon Übersetzungen aus dem Aramäischen. Ich habe eine moderne Übertragung gefunden. Die hört sich so an:
Sinn des Universums, Schöpfungskraft. Ich habe Respekt vor Dir.
Möge sich der Kosmos und der Planet Erde so entwickeln, wie es sein sollte.
Möge es immer und für alle genug Nahrung geben, für den Körper, den Geist und die Seele.
Keiner von uns Menschen ist perfekt. Mögen wir achtsam und aufmerksam miteinander umgehen und uns gegenseitig Wertschätzung und Respekt zeigen.
So möge gelingen was möglich ist, hier und jetzt, überall auf der Welt heute und morgen und zu aller Zeit.“
Der Inhalt dieses Gebets entspricht für mich ungefähr dem, was das „Vaterunser“ meint. Jedenfalls sind meine Gedanken und Gefühle ähnlich, wenn ich das „Vaterunser“ bete.
Mein Glaube fordert von mir, mich entsprechend zu verhalten, mich zu engagieren für eine bessere Welt.
Im „Vaterunser“ wird Gott als Person angesprochen, als konkretes Gegenüber, dem alles zugetraut wird. Die Bitten im „Vaterunser“ gehen davon aus, dass Gott mit uns etwas verändern und in uns etwas bewirken kann.
Auch die moderne Übertragung des „Vaterunsers“ formuliert Hoffnungen und Wünsche. Auch sie fordert mich auf, etwas zu tun, damit sich die Welt weiterentwickeln kann. Das Gebet geht davon aus, dass wir aus Körper, Geist und Seele bestehen und wissensdurstige, neugierige Wesen sind. Der Text spricht eine Schöpfungskraft an, den Sinn des Universums.
Diese Grundhaltungen gefallen mir. Ich glaube, es ist grundsätzlich im Sinne Jesu, wenn wir achtsam und aufmerksam miteinander umgehen und uns gegenseitig Wertschätzung und Respekt zeigen. Und “So möge gelingen was möglich ist, hier und jetzt, überall auf der Welt heute und morgen und zu aller Zeit.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19924
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