Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Krankenkassen schlagen Alarm: Fast 12 % der Erwerbstätigen schlucken leistungssteigernde Medikamente: Doping am Arbeitsplatz! Wie unsere aufgepumpten Sportsfreunde puschen die einen damit ihre Leistungsfähigkeit nach oben, um weiter in der ersten Liga mitspielen zu können. Andere werfen Antidepressiva und Betablocker ein, um ihre Angst auf Normal-Null zurückzufahren. Das allesamt sind schwere Hämmer mit Nebenwirkungen und der Gefahr, abhängig zu werden. Lange hält das keiner durch. Am Ende bleibt nicht selten ein ausgebranntes menschliches Wrack. 

Volle Dröhnung nun auch am Arbeitsplatz? Aber warum? Ein irrsinniger Termindruck und eine enorme Leistungsverdichtung rauben immer mehr Erwerbstätigen den Atem. Die Pharmaindustrie bietet Hilfe zur „Selbstoptimierung“!  Also lädt man sich wie eine Turbo-Kuh mit Arzneimitteln auf, um im Betrieb noch mithalten zu können.

Schon seit Jahren versuchen Betriebsräte und Gewerkschaften über Kampagnen wie „Gute Arbeit“ oder „Tatort Betrieb“ eine Art Drehzahlregler einzubauen, um die Leistungsanforderungen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Scheinbar vergeblich! Wie krank ist eigentlich eine Arbeitswelt, in der nur noch aufgeputschte Olympia-Verdächtige bestehen  können?

Um Menschen anzuspornen und zu motivieren, bedarf es nicht der Segnungen der Pharmaindustrie. Wertschätzung und Anerkennung – und das nicht nur alle 25 Jahre zum Arbeitsjubiläum – können wahre Wunder wirken. Nun ja – man weiß: Ein Lob geht schwer über die Lippen schwäbischer Führungskräfte. Dann darf man sich nicht wundern, wenn die Menschen am Arbeitsplatz fast verdursten, weil sie nicht  wahrgenommen, angenommen, verstanden und gelobt werden, und nur noch die Angst regiert.

In der himmlischen Apotheke bin ich übrigens auch auf einen wirksamen „Stimmungsaufheller“ gestoßen. Diesen zu verabreichen, ist keineswegs nur Sache der Führungskräfte, sondern aller Kolleginnen und Kollegen. Ich gebe Ihnen für heute schon mal das Rezept mit auf den Weg. Es stammt aus dem „Buch der Sprichwörter“ im Alten Testament der Bibel: „Sorgen drücken einen Menschen nieder - aber freundliche Worte richten ihn wieder auf.“ (Buch der Sprichwörter 12,25).

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19884
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