SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Ich habe ihn immer dabei – meinen Schirm. Ja wirklich.
Nein ich bin kein Wetter-Pessimist und ich brauche auch noch keinen Stock. Ich spreche auch gar nicht von einem Regenschirm. Ich denke daran, dass es von Gott in einem Gebet in der Bibel heißt: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“[1]
Genau diesen Schirm habe ich immer dabei.
Und das Beste ist: Das ist nicht so ein kleiner Taschenschirm, der eigentlich nur den Kopf trocken hält. Das ist ein XXL-Familienschirm mit jeder Menge Platz drunter. Für die Großwetterlagen des Lebens. Unter dem Schirm kann man weitergehen, auch wenn es in Strömen regnet. Es gibt ja nicht nur Sonnentage im Leben. Aber mit Schirm braucht man eben nicht stehen zu bleiben und warten, bis das Wetter sich ändert. Und auch wenn die Sonne zu heftig scheint, gibt ein Schirm mir Schatten. Dass mein Kopf nicht zu heißt wird und ich mir am Ende die Nase verbrenne.
Ich finde: So ist das mit Gott als Schirm.
Wie ich das meine?
Ich weiß, dass Gott immer für mich da ist. Wenn es mir nicht so gut geht genauso, wie wenn ich total fröhlich und zufrieden bin. Als Regen oder Sonnenschirm schützt er mich täglich. Das gibt mir Sicherheit. Dieser Schirm ist so etwas wie eine Burg.  Ich verstehe gut, wie der Mensch das meint, der diesen Regenschirm-Psalm gebetet hat. Hier kann ich mich mal ausruhen. Nachdenken und Kraft tanken, um weiterzumachen. Denn: nur weil ich einen Schirm habe, gibt es ja jetzt nicht keinen Regen mehr. Also sind ja nicht alle meine Probleme einfach weg. Aber ich kann dann vielleicht besser mit ihnen umgehen.
Und  weil ich diesen Schutzraum habe, kann ich selbstsicher und vielleicht ein bisschen aufmerksamer durch mein Leben gehen.
Ich kann meinen Schirm  auch jederzeit mit anderen teilen. Mit den Menschen, mit denen ich jeden Tag zu tun habe. Aber auch mit den Menschen, denen ich zufällig begegne. Ich kann ihnen zuhören. Für sie da sein, mittragen, mitfeiern oder gemeinsam Ruhe und Schatten suchen. Davon erzählen, wie es ist so einen Schirm zu haben. Der Schirm jedenfalls ist groß genug. Gott eben. Und ich bin froh, dass ich ihn immer mit dabei habe.


[1] Psalm 91,1.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19876
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