Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Irgendwie glaube ich schon an Gott“ – das höre ich ziemlich häufig in der Vorbereitung von Trauerfeiern oder Hochzeiten. „Irgendwie glaube ich schon an Gott.“ - Es gibt so viele, die den Kontakt zur Kirche verloren haben, aber deshalb noch lange nicht den Bezug zum Glauben an Gott.
Und so glauben sie „irgendwie schon“. Mich persönlich freut das, denn es könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein zwischen Gott und Mensch. Aber leider kommt die dann doch selten zustande.
Ich glaube, dass vielen auch gar nicht so recht klar ist, wie das denn gehen soll. Wie soll mehr aus dem „Irgendwie-schon-Glauben“ an eine höhere Macht werden, die es vielleicht gibt? Glaube bedeutet ja, dass man zu dieser Macht eine Beziehung hat. Dass man einander nicht egal ist. Und weil Glaube eine Beziehung ist, kann auch mehr werden aus dem „irgendwie kenne ich den schon“. Genau wie in einer Beziehung.
Da ist es wichtig, dass ich mit dem anderen rede. Klar, bei Gott nennt man das Reden „Beten“. Mein Verhältnis zu Gott, meine Beziehung, mein Leben mit ihm wird intensiver, wenn ich mit ihm rede – über mich, über die, die ich liebe, und über die, mit denen ich arbeite. Auch über das, was mich umtreibt, was mich freut oder was mir Sorge macht. Und wenn ich nicht ununterbrochen rede, dann erlebe ich sogar, dass ich etwas von Gott spüren kann, dass es eine Reaktion Gottes gibt.
Ich mag es in jeder Beziehung, wenn ich mehr über den anderen erfahre. Ich freue mich über Briefe, bin auf Facebook verbunden oder lese den Blog von meinen Freunden.
Bei Gott geht das auch! Ich erfahre jede Menge über ihn, wenn ich etwas über ihn lese. In der Bibel. Gut, das klingt wahrscheinlich nicht sehr prickelnd. Die Bibel ist ein altes Buch! Aber kennen Sie neue Übersetzungen der Bibel? Die Basisbibel zum Beispiel oder die Übersetzung „Das Buch“? Das ist Gottes Selbstdarstellung, ein Brief von ihm. Er spricht nämlich gar kein veraltetes Deutsch…
Und noch eins: In einer Beziehung lerne ich gerne die Freunde und die Familie des anderen kennen. Und deshalb gehen Sie doch mal wieder in einen Gottesdienst – bei aller Distanz, die vielleicht da ist. Gottesdienste sind öffentlich. Um teilzunehmen, muss man keine Kirchensteuer zahlen. Da darf man gerne mal „schwarzfahren“. Es wird nicht kontrolliert! Vielleicht gehen Sie auch einmal in eine andere Kirche, eine andere Konfession – einfach um zu schauen, wer noch alles zur Familie ihres Freundes gehört.
Denn, wenn Sie mit Gott reden, lesen, was über ihn geschrieben wird und seine Freunde und Verwandten kennenlernen, dann bin ich mir sicher, dass aus dem „Irgendwie-schon-Glauben“ eine Freundschaft werden kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19809
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