SWR1 3vor8

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Christi Himmelfahrt – von diesem Fest kann man lernen, was ein guter Abschied ist. Ich meine jetzt nicht gute Wünsche für die Väter, die heute morgen losziehen – die sind ja vielleicht auch sinnvoll: „Viel Spaß, und komm gut wieder heim“ zum Beispiel. Ich meine die Art, wie Jesus in den Himmel auffährt und von seinen Freunden Abschied nimmt. Der Evangelist Lukas erzählt davon. Daß nämlich Jesus nach Ostern mit den Freunden geredet hat, dass eine Wolke ihn aufnimmt - eine Wolke ist in der Bibel oft ein Symbol für Gott – und dass sie ihn dann nicht mehr sehen. Jetzt stehen sie da, gucken ihm nach, bis zwei Engel kommen: „Ihr Männer von Galiläa, was schaut ihr staunend gen Himmel?“

Abschied also, Übergang in den Alltag. Alltag ohne Jesus. Guckt nicht mehr in den Himmel. Wenn ihr Euern Freund und Meister Jesus sucht, dann kümmert euch um eure Erde. Lukas drückt das so aus: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen ... und werdet meine Zeugen sein, … bis an die Grenzen der Erde.“ Die Jünger sollen nicht in Erinnerung oder Schmerz oder Sehnsucht verharren, sondern etwas tun, nämlich auf der ganzen Welt von dem erzählen, was sie mit Jesus erlebt haben und woran sie glauben.

Jesus ist jetzt nicht mehr auf der Erde, sagt die Geschichte von der Himmelfahrt. Aber die Freunde sollen und können mit ihm verbunden bleiben. Wenn sie von ihm reden, von seinem Leben, seinem Sterben und davon, dass er trotz seines schmählichen Todes nicht gescheitert ist. Und wenn sie nicht nur reden, sondern auch so handeln, dass viele Menschen Hoffnung schöpfen für ihr eigenes Leben.

Ein konstruktiver Abschied ist das. Mit dem etwas Neues anfängt. Der Glaube, dass Gott da ist, auch nachdem Jesus gestorben ist. Der Glaube, dass Jesus mehr war als eine Episode. Daß er lebendig bleibt unter uns Menschen. Und uns Zukunft eröffnet. Vielleicht würden die Jünger Jesu ja heute dabei ähnliche Worte finden wie der Salzburger Theologe Gottfried Bachl. In einem Gebet redet er Jesus an:

Nein.

bleibe nicht bei uns

in dieser Grube,

wo alles schon so und so ist,

geh über alle Berge,

wirf dein Gesicht über das Meer,

schau nicht zurück.

Erwarte uns

bei dir.                  

 

(Mailuft und Eisgang, Innsbruck 1998, 58)  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19775
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