Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Müsste, könnte, sollte, diese Worte mag ich nicht.“ Das sagt Harald Höppner, er ist für mich eine Art weltlicher Prophet. Er macht in diesen Tagen was so Einmaliges wie Konsequentes: Er kreuzt als Privatmann mit einem Schiff zwischen Libyen und Lampedusa um in Seenot geratenen Flüchtlingen zu helfen.

Weil er die nicht endenden Fernsehberichte über ertrunkene Flüchtlinge im Mittelmeer nicht mehr sehen konnte. Weil er nicht mehr das Elend aushalten konnte, wenn regelmäßig Hunderte von Menschen sterben. Er wollte einfach was tun. Und so hat er, die Landratte aus Brandenburg, die von Schifffahrt und Nautik keine Ahnung hat, mit privatem Geld einen Kutter gekauft. Mit ihm will er in genau der Gegend Schiffe orten, in der sich 80% aller Flüchtlinge über das Mittelmeer wagen. Flüchtlinge in sein Schiff aufnehmen darf er nicht, weil er dann als Schlepper gilt. Er will aber helfen: Rettungswesten, Trinkwasser und Medizin  verteilen. Vor allem aber will er andere Schiffe anfunken. Sie müssen dann helfen. Denn Rettung aus Seenot ist humanitäre Pflicht. 500 Leute machen freiwillig und unentgeltlich mit: Schiffskapitäne, Ingenieure, Ärztinnen und Journalisten. Letztere sollen die Aktion öffentlich halten, als eine Art ziviler Seewache. Und so heißt die Aktion auch: „Sea Watch“ – Seewache. Die ersten 3 Monate ist ihre Finanzierung gesichert. Danach ist sie auf Spenden angewiesen.

Vielleicht haben Sie Harald Höppner ja vor kurzem bei Günter Jauch gesehen. Dort hat er für eine Sternstunde im Deutschen Fernsehen gesorgt. Als sich in der sonntagabendlichen Polit-Talkshow die Gäste über das Drama im Mittelmeer Köppe heiß geredet haben, hat er sie und das Publikum zu einer Schweigeminute aufgefordert. Für die 900 Menschen, die in der Nacht zuvor ihr Leben verloren hatten. Tatsächlich haben sich alle von ihren Sitzen erhoben und der Toten gedacht. Mittlerweile ist Harald Höppner mit seinem Kutter auf hoher See zwischen Italien und Libyen. Im Internet kann man nachverfolgen ob ihm sein Vorhaben gelingt. Natürlich gibt es Leute, die ihn für einen blauäugigen Idealisten halten und ihn fragen, was denn eine solche Einzelaktion bringen würde. Ihnen antwortet er: „ Sie hat sich schon gelohnt, wenn wir nur 1 Menschenleben retten.“…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19753
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