Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Du weißt es besser als ich“ - dieser Satz geht einem nicht so leicht über die Lippen. Es fällt einem schwer, zuzugeben, dass ein anderer sich besser auskennt. Aber auf der anderen Seite kann dieser Satz auch sehr befreiend sein. So ist es jedenfalls in dem Film „Joseph, König der Träume“.

Josef ist ein ganz schön hochnäsiger Bursche. Von seinem Vater Jakob wird er verhätschelt und besser behandelt als seine älteren Brüder. Als er dann auch noch träumt, dass seine Brüder sich vor ihm verneigen, ist für die das Maß voll: Sie verkaufen Josef an Sklavenhändler. Ab da geht es mit Josef bergab. Er wird in Ägypten zum Sklaven und landet schließlich unschuldig im Gefängnis.

Dort im Gefängnis ist Josef am Tiefpunkt seines Lebens angekommen. Und er versteht nicht, warum Gott ihm das alles zumutet. Aber genau an der Stelle, als er keine Kraft mehr hat zum Leben, singt er im Film dieses Lied: „Du weißt es besser als ich.“

Das Lied markiert eine Wende im Film und im Leben von Josef. Josef lehnt sich nicht mehr dagegen auf, dass es ist wie es ist. Er hört auch auf, Gott anzuklagen. Er erkennt: Ich weiß nicht mehr weiter, und ich kann nicht mehr weiter. - Aber Josef gibt nicht auf, Josef gibt ab. Dort im Gefängnis, als er nicht mehr weiter weiß, legt er die Sorge für und um sein Leben in Gottes Hand. Er sagt zu Gott: 

„Du weißt es besser als ich

Du kennst den Weg,

ich setz mein Vertrauen auf dich,

denn du weißt es besser als ich“

Josef hört auf, alles selber machen zu wollen und beginnt, Gott zu vertrauen. Ich denke, genau das heißt an Gott glauben. Glauben heißt zu Gott sagen: „Du weißt es besser als ich“. Das ist schwer aber zugleich sehr befreiend. Es ist schwer, weil ich mir damit eingestehe: Ich weiß nicht so gut Bescheid wie ich möchte. Ich habe gar nicht so viel in meinem Leben in der Hand wie ich gerne hätte. Ich brauche jemand, der mir beim Leben hilft. Aber gleichzeitig ist es eine Befreiung. Es macht frei, weil es die Last von mir nimmt, alleine zuständig zu sein und alleine dafür zu sorgen, dass mein Leben gelingt.

In der Geschichte aus der Bibel wird Josefs Vertrauen nicht enttäuscht. Er kommt frei, und im Rückblick kann er sehen, dass sogar seine Zeit im Gefängnis einen Sinn hatte. Gott hat es tatsächlich besser gewusst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19707
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