Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Hat Gott die Welt und das Leben erschaffen oder ist das Universum aus dem Urknall entstanden? Für viele Menschen sind das unvereinbare Gegensätze. Entweder man glaubt an die Schöpfung durch Gott oder man glaubt an den Urknall. Die moderne Naturwissenschaft sagt doch etwas ganz anderes als die Bibel, meinen Viele. Zum Beispiel, dass die Welt in Milliarden von Jahren und nicht in sieben Tagen entstanden ist.

Manche Naturwissenschaftler sehen das allerdings anders. So hat etwa der Physiker Werner Martienssen, einmal gesagt: „Die Schöpfungsgeschichte der Bibel hat erstaunlich viel Ähnlichkeit mit unserer modernen Auffassung von der Entstehung der Welt“.

Wie kommt er zu so einer Aussage? Ich denke, zuerst muss man sich bewusst machen, dass die Schöpfungsgeschichte der Bibel vor etwa 2500 Jahren geschrieben wurde. Die Menschen damals haben natürlich keine modernen naturwissenschaftlichen Berichte verfasst. Nein, damals hat man die wichtigen Dinge in Form von Geschichten erzählt. Wenn der Verfasser der Schöpfungsgeschichte schreibt, die Welt wurde in sieben Tagen erschaffen, dann meint er mit „Tag“ nicht 24-Stunden. Er meint damit überhaupt keine messbare Zeitangabe. Die Zahl Sieben stand damals für die Vollkommenheit. Die Welt wurde in sieben Tagen erschaffen, das heißt: sie ist perfekt. Es gibt nichts mehr hinzuzufügen.

Wenn man aber nicht so sehr auf die Details, sondern auf die großen Linien schaut, dann ergeben sich interessante Parallelen zwischen der Bibel und der Urknalltheorie: Etwa, dass am Anfang das Licht war und dann Raum und Zeit entstanden sind. Das war dann die Voraussetzung dafür, dass Leben entstehen konnte: zuerst im Wasser, dann an Land. Und als letztes kam der Mensch. – „Man muss sich wundern“, sagt Professor Martienssen, „wie die Alten das vorausahnen konnten“.

Einen großen Unterschied gibt es natürlich: Die Bibel sagt, dass Gott das alles gemacht hat. Und was meint die Naturwissenschaft dazu? „Nichts“, sagt der bekannte Physiker Harald Lesch. Die Wissenschaft kann weder beweisen noch widerlegen, dass Gott bei der Entstehung der Welt seine Finger im Spiel hatte. Das ist nicht ihr Gebiet. Das, so Harald Lesch, ist eine Sache des Glaubens.

Physiker wie Werner Martiessen oder Harald Lesch zeigen mir: Man muss nicht seinen Verstand ausschalten, um daran zu glauben, dass Gott die Welt erschaffen hat. Im Gegenteil: Wenn man die biblische Schöpfungsgeschichte als Quatsch abtut, dann macht man es sich zu einfach, finde ich.

Urknall und Gott schließen sich nicht aus. 

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