Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Maler aller Epochen haben sich des Themas angenommen: Mariens Tod und wie sie in neuer, verwandelter Gestalt zum Himmel emporsteigt. So entstand auch der volkstümliche Begriff: „Maria Himmelfahrt“. Heute ist dieses Fest. Katholiken feiern es mit Gottesdiensten und Prozessionen. Viele können mit diesem Fest nichts anfangen. Ich finde, es lohnt sich, darüber nachzudenken. Die offiziell-kirchliche Sprachregelung heißt: „Mariä Aufnahme in den Himmel“. Und das bedeutet: Maria ist mit Leib und Seele von Gott in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden. (1. November 1950 durch Papst Pius XII.) Ein sperriger Begriff. Der gar nicht mehr so sperrig ist, wenn man der Bibel folgt. Dort gibt es nämlich keine Trennung von Leib und Seele. Nach dem Verständnis der Bibel hat der Mensch zu keiner Zeit eine leiblose Seele und zu keiner Zeit einen seelenlosen Leib. Der Mensch ist somit eine „Leib-Seele-Geist-Einheit“. Untrennbar. Das gilt nach christlichem Glauben auch dann, wenn jemand stirbt. Und so bedeutet dieses Fest: Gott hat Maria nicht im Tod gelassen. Er hat sie in neuer, verwandelter Gestalt zu sich geholt, in seine Nähe, in ihr endgültiges Zuhause. Von Maria lehrt die Katholische Kirche, übrigens auch die Orthodoxe Kirche, was jeder Mensch in seinem Tod erhoffen darf. Wie das geschieht, ist Sache Gottes und entzieht sich jeder Spekulation. Für mich ist auch das Wort „Aufnahme“ wichtig. Freunde nehmen mich herzlich auf. Im Urlaub wurde ich herzlich aufgenommen und habe so richtig Gastfreundschaft erfahren. Ich denke an einen Aufenthalt im Krankenhaus. Ich fühlte mich gut aufgenommen. Das Gegenteil wäre: abgewiesen werden, außen vor bleiben. Die Aufnahme Mariens in die himmlische Herrlichkeit ist für mich ein Fest von tiefer Bedeutung. Ich hoffe für mich und für alle Menschen, dass wir einmal – wie Maria – für immer von Gott aufgenommen werden: Nicht als Geistwesen, nicht als Seelen oder als Engel, sondern als Menschen. Neu und gewandelt – mit meiner ganzen Lebensgeschichte: mit Freud und Leid, mit Erfolgen und Verwundungen, mit allem, was ich erlebt, erhofft, aber auch nicht verstanden habe. Ich feiere heute auch die Aufnahmebereitschaft Gottes. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1970
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