Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Vor einigen Wochen habe ich eine junge Frau kennengelernt . Sie hat neben ihrem Studium für das Lehramt auch Bühnentanz studiert und trainiert eine Show-Tanzgruppe in Freiburg.

Für ein Konzert sollte auch der Chor, in dem ich singe, mittanzen.

Das Training hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Wie die Trainerin die Figuren entwickelt, wie sie sie vortanzt, wie sie ihre Tipps an die Tänzer und Tänzerinnen weitergibt, ist beeindruckend.

Wenn sie tanzt, dann ist sie ganz Tänzerin, dann lebt sie den Tanz, dann spielt das Drumherum keine Rolle mehr. Der Funke ist jedenfalls gleich übergesprungen. Es hat großen Spaß gemacht mitzuarbeiten.

Dabei ist Tanzen, gar Vortanzen, in unserer Gesellschaft in Deutschland eher ein Randthema geworden. Die meisten Menschen trauen sich erst mal nicht, viele haben Angst, sich zu blamieren oder zumindest darauf angesprochen zu werden und sich rechtfertigen zu müssen. Es fehlt vielen der Mut, weil sie gleich davon ausgehen, dass sie das sowieso nicht können.

Dabei ist tanzen gar nichts Ungewöhnliches. In vielen Ländern Europas und der Welt wird heute noch viel öffentlich getanzt, auf Festen sind hunderte bei Volkstänzen dabei und drücken so ihre Freude aus.

Auch in der Bibel kommt häufig Musik und Tanz vor. So ist es zum Beispiel die Prophetin Miriam, die nach dem Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer ihre Pauke in die Hand nimmt und tanzt und es auf diese Weise schafft, dass alle Frauen freudig mittanzen. (Ex 14,15-27;15,19-21)

An einer anderen Stelle ist es der König David selbst, der die Bundeslade, das höchste Heiligtum des Volkes Israel, nach Jerusalem bringen lässt und voller Hingabe auf dem Weg vor der Lade tanzt und hüpft. Da war er ganz intensiv dabei und hat nicht auf die Menschen geachtet, die am Weg standen. Selbst als sich später eine Frau über ihn lustig macht, sagt er: Ich habe für den Herrn, meinen Gott, getanzt und ich werde es immer wieder tun. (2 Sam 6,14-22)

Schauen sie sich Kinder an, wenn die sich freuen, dann tanzen und hüpfen sie auch aus ganzem Herzen. Vielleicht müssen wir immer wieder das Kind in uns suchen und entdecken, das ja früher auch so begeistert getanzt hat.

Tanzen ist nichts Lächerliches, sondern da kann ich mit meinem Körper Lob, Dank, Ehrfurcht, Liebe und noch so vieles mehr ausdrücken. Trauen Sie sich doch mal.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19654
weiterlesen...