Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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 „Nun ist Ostern auch schon wieder vorbei.“ So sagte es vor einigen Tagen eine Frau zu mir. Irgendwie wollte mir diese Aussage nicht gefallen. Wenn´s nach mir gehen würde, könnte Ostern ruhig fünfzig Tage lang im Kalender stehen, denn so lang geht die Osterzeit.

Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue, wenn in der Osterzeit die Auferstehungsberichte gelesen werden. Gut nachempfinden kann ich, wenn die Frauen und die Jünger am leeren Grab stehen und nicht weiter wissen, sich keinen Reim darauf machen können, vielleicht sogar am Verzweifeln sind, weil sie nun noch nicht mal mehr einen Ort für ihre Trauer haben.

Erst die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus lässt sie das Geschehene in einem neuen Licht sehen. Während sie vorher Unsicherheit und Zweifel erleben, spüren sie nach der Begegnung mit Jesus Sicherheit und Freude und Zuversicht. Ich glaube, dass es mir da genauso gehen würde.

Besonders eindrucksvoll finde ich die Erfahrung der beiden Jünger, die nach Emmaus gehen. (Lk 24, 13-35) Nachdem Jesus gestorben war und ins Grab gelegt wurde, bleiben sie noch einen Tag in Jerusalem und entscheiden sich dann doch, nach Hause zu gehen. Viele Stunden sind sie unterwegs. Es kommt sogar noch ein Fremder hinzu, der mitgeht und ihnen die Bibel erklärt. Es ist Jesus, aber sie erkennen ihn nicht. Zu sehr sind sie noch mit ihrer Trauer beschäftigt.

Am Abend, nachdem sie ihr zu Hause in Emmaus erreicht haben, laden sie ihn zu sich ein, damit er die Nacht bei ihnen verbringen kann und tuen damit genau das Richtige. Denn beim Essen bricht er ihnen am Tisch das Brot. An diesem kleinen Zeichen erkennen sie, dass der Fremde Jesus ist, denn auch beim letzten Mahl vor seinem Tod hatte er so das Brot gebrochen. Nun wissen sie sicher, dass er wirklich auferstanden ist und lebt.

Ich habe mich immer sehr gut in die beiden hineinversetzen können. Weil außerdem nur der Name von einem von beiden genannt wird, könnte der andere ja auch Joachim heißen, oder so wie Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer.

Den beiden Jüngern hat diese Begegnung die Kraft gegeben, die vierundzwanzig Kilometer bis nach Jerusalem zurückzulaufen. Und ich spüre in mir, dass diese Begegnung auch mir heute Kraft gibt. Besonders wenn ich das Brot und den Wein empfange, der Jesus selbst ist.

Ich wünsche Ihnen Begegnungen, die neue Kraft geben zum weiter gehen. Und einen schönen Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19651
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