Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das bunteste Kärtchen in meinem Geldbeutel ist das zur Patientenvorsorge. Seit Jahren steckt es zwischen Kreditkarte, Bahncard und Bibliotheksausweis. Ich habe es aus dem Internet heruntergeladen, ausgeschnitten und ausgefüllt. Darin steht: „Für den Fall, dass ich meinen Willen nicht mehr bilden oder äußern kann, habe ich ein Formular der CHRISTLICHEN PATIENTENVORSORGE hinterlegt. Und zwar erstens bei meinen persönlichen Unterlagen und zweitens bei meiner bevollmächtigten Person“. Dann kommt die Adresse und die Telefonnummer eines meiner Kinder.
Seitdem ich dieses Kärtchen mit mir rumtrage und mit meinen Kindern darüber gesprochen habe, geht es mir besser.
Denn jetzt bin ich sicher: Falls mir ein schlimmer Unfall passiert oder falls ich plötzlich schwer krank werde – das kann ja in jedem Alter passieren – dann werde ich so behandelt, wie ich es wünsche. In der Patientenverfügung, die bei mir zuhause liegt habe ich angekreuzt, welche Behandlung ich möchte, wenn ich voraussichtlich sterben muss. Linderung von Schmerzen und Angst zum Beispiel, aber keine lebensverlängernde Behandlung. Keine künstliche Ernährung oder Beatmung. Sogar, in welches Krankenhaus oder Hospiz ich eingeliefert werden möchte, habe ich da festgelegt. Das alles ist juristisch einwandfrei formuliert und ich verlasse mich darauf, dass man sich daran hält, auch wenn ich selber nicht mehr für mich sorgen kann.
Eine Kopie der Patientenvorsorge liegt bei meinen Kindern. Die waren erst ganz erschrocken, als ich sie darauf angesprochen habe. „So alt bist du doch noch nicht, Mama“ haben sie gesagt,  „und ans Sterben wollen wir gar nicht denken.“ Aber dann haben sie begriffen: Es kann immer etwas passieren. Und dann ist es gut, wenn man darüber gesprochen hat. Es ist gut, wenn die Kinder wissen, was ihre Mutter für diesen Fall will. Das entlastet die, die sich dann kümmern. Die können dann einigermaßen sicher sein: Was wir jetzt entscheiden, das ist im Sinne unserer Mutter.
Ich sehe jetzt dem was kommt sehr viel gelassener entgegen. Und ab und zu erinnere ich mich an ein altes Kirchenlied – vielleicht stecke ich das irgendwann auch noch in meinen Geldbeutel. Es ist von Paul Gerhard und richtet sich an Gott, der selber auch gelitten hat und gestorben ist:  „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir. Wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür. Wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein.“


Das Formular zur Patientenvorsorge finden Sie hier: https://www.ekd.de/download/patientenvorsorge.pdf

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19616
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