Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Nach allem, was wir bis jetzt wissen, hat er vielen Menschen unvorstellbares Leid zugefügt. Der Co-Pilot, der am 24. März ein Flugzeug abstürzen ließ. Wir wissen nicht, warum er das getan hat. Es ist müßig, darüber zu spekulieren. Und es tut gleichfalls nicht gut, dass der Verursacher der Katastrophe mehr Aufmerksamkeit bekommt als die übrigen Insassen.
Trotzdem gehört auch er dazu. Gerade an diesem Tag.
Heute wird unser ganzes Land – sozusagen offiziell – Abschied nehmen. Mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem von der Regierung angesetzten Trauerakt. Es ist wichtig, dass wir an die Toten denken und zusammenrücken, wenn uns der Boden unter den Füßen wegzurutschen droht. Es braucht diesen Raum, um zu trauern und auch damit wir zum Ausdruck bringen können, dass wir so ein fatales Ereignis einfach nicht begreifen. Übrig bleiben für alle Zeiten 150 Menschen - Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche - die sinnlos ums Leben gekommen sind.

Wie sollen ihre Angehörigen damit jemals klar kommen? Die Welt scheint nicht mehr die gleiche zu sein wie vorher. Die Tat vom 24.3. erlaubt einen tiefen Einblick in den Abgrund der menschlichen Seele. Dazu ist einer von uns fähig? Für unser ganzes Land und darüber hinaus war das ein ungeheurer Schock. Und die Nächsten der Toten bleiben zurück und haben einen langen schweren Weg vor sich. Ohne die Menschen, die sie geliebt haben.

Der Wahnsinn dieser Tat macht stumm. Gleichzeitig kann niemand weiter leben, wenn er dem Tod nicht etwas entgegen hält. Ich wünsche mir so sehr, dass die Angehörigen viel Nähe erfahren: dass Freunde sie in den Arm nehmen; dass ihnen einer sagt, wie leid es ihm tut; dass jemand ein passendes Wort findet. Vielleicht aus der Bibel: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Oder auch: Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Das sind Worte, die Jesus am Kreuz gesprochen hat, als er in so einer ausweglosen Situation war, in die ein Mensch kommen kann. Auch wenn das alles vielleicht recht hilflos wirkt: Ehrliche und einfache menschlichen Gesten und Worte sind wohl das einzige, das in so einer Situation gut tut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19608
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