Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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“Man sollte öfter mal nach oben schauen, nicht immer nur vor sich auf die Erde. Sonst entgeht einem vieles.“
Sagt die Freundin und zeigt hinauf zur Fassade eines alten Hauses aus der Gründerzeit. Stimmt, das ist mir ja noch nie aufgefallen. Oben im 4. Stock gibt es einen kleinen Balkon, mit Säulen aus Stein. Und wenn man genauer hinaufschaut, sieht man, eigentlich sind das Skulpturen. Knaben. „Man sollte öfter nach oben schauen, nicht immer nur vor sich auf die Straße.“ Recht hat die Freundin. Und nicht nur, weil man dann so manches Interessante in einer Stadt entdecken kann. Sie hat auch recht – allgemein, menschlich.
Deshalb: Kopf hoch! Keiner ist von Gott dazu gemacht, mit gesenktem Kopf oder Blick durch die Welt zu laufen. Es tut mir weh, wenn ich das erlebe: Menschen, denen man den Nacken gebeugt hat. Andere, die sie getriezt und eingeschüchtert haben. Und irgendwann haben sie das selbst angenommen. Oder das Leben hat ihnen so mitgespielt, dass sie mit gesenktem Kopf und Augen auf den Boden durch die Welt gehen.
Oder andere, die wie automatisch den Kopf senken, wenn sie vor jemand stehen, der scheinbar „über“ ihnen steht. Die sich schämen wegen ihrer Herkunft, oder das Gefühl haben, weniger zu sein. Es tut weh, das an anderen zu erleben und weh tut es, wenn es einem selber so geht, dass man nicht mehr nach oben schauen mag.
In der Bibel gibt es eine fröhliche Aufmunterung, gerade dann den Kopf in Höhe zu nehmen. Von höchster Stelle kommt diese Aufmunterung. Jesus sagt in Gottes Namen: „Erhebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht“.
Ich versteh das so: Ich kann den Kopf heben. Die Augen nach oben. Gerade dann, wenn ich mich unerlöst, gedrückt, unterschätzt und eingeschüchtert fühle. Dann sogar besonders. Dann hilft es, den Kopf zu heben und nach oben zu schauen.
In der Bibel wird oft erzählt, dass Menschen wieder aufschauen konnten, nachdem sie Jesus begegnet sind. Wie diese Frau, der das Leben arg zugesetzt hatte. Jeden Tag hat sie ein Stück von ihrer Lebensenergie verloren. Sie war bei vielen Ärzten gewesen. Vermutlich hatten die sie auch von oben herab angeschaut. Und ihr den Kopf immer weiter gesenkt. Als sie Jesus begegnet, wagt sie sich hin. Sie guckt nicht auf den Boden. Sie vertraut darauf, dass Jesus und sein Gott ihr gut wollen. Und so ist es. Nach der Begegnung mit Jesus geht sie als aufrechte Frau, mit neuem Lebensmut. „Man sollte öfter mal nach oben schauen.“ Nicht nur in der Stadt. Auch vor den Menschen und zu Gott.

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