Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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"Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Ich mag diese Worte sehr. Sie haben mir oft gut getan, wenn ich vergesse, dass Gott da ist. In dieser Welt und bei mir. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“.
Das Lied hat Dietrich Bonhoeffer gedichtet, der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer. Er hat in Berlin- Tegel im Gefängnis gesessen. Als Widerstandskämpfer gegen die Nazis. Aber er durfte viel schreiben nach draußen. Da müssen diese Worte wie eine „Nabelschnur“ gewesen sein zwischen ihm und draußen. Diese Verbindung aus Briefen und Gedanken hat getröstet. Ihn und seine Eltern, Lieben und Freunde, die sich um ihn gesorgt haben und nicht wussten, ob sie sich noch einmal sehen würden.
„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.“ Zu Neujahr 45 hat er das geschrieben, ein knappes halbes Jahr vor Kriegsende. Und es klingt so zuversichtlich.
Sie haben einander nicht mehr wiedergesehen. 100 Tage später, am 9 April 1945, heute vor 70 Jahren ist Dietrich Bonhoeffer ermordet worden. Hingerichtet auf persönlichen Befehl Hitlers. In einem Scheinverfahren verurteilt als so genannter „Hochverräter.“
Wie ist Bonhoeffer überhaupt dahin gekommen?
Ich glaube, er hätte gesagt, das hat auch mit den guten Mächten zu tun, bei denen ich geborgen bin. Für ihn war klar, wer bei Gott geborgen ist, der kann auch mutig sein. Und kann nicht auf Seiten der bösen Mächte, der Nazis, stehen. Darum wurde er Geheimnisträger für den Deutschen Widerstand. Er hat gewusst, das ist gefährlich. 1943 ist er verhaftet worden, eingesperrt in Berlin-Tegel.
Erst hatten sie wenig in der Hand gegen ihn, aber ein Jahr später nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler wurden Dokumente gefunden, die seine Arbeit für den Widerstand belegen. Aber noch lassen die Nazis ihn leben. Erst einen Monat vor Kriegsende, wird Bonhoeffer mit anderen Gefangenen aus dem Gefängnis in Berlin weggeschafft. In das KZ Flossenbürg. In der Oberpfalz. Und heute vor 70 Jahren ermordet.
Und sogar den Tod vor Augen, hört sie nicht auf, die Geborgenheit in Gott. Überlebende haben berichtet: Dass er gefasst und ruhig gewesen ist. Als ob der Tod das Tor in eine neue Freiheit wäre. Als letztes hat er gesagt, auch um seine Mitgefangenen zu ermutigen: "Das ist das Ende. Für mich aber der Beginn des Lebens."- Selbst nach dem Tod gilt das noch: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, Gott ist bei uns.“

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