Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Sind Sie auch jemand, der über seine Grenzen geht bei der Arbeit?
Vor drei Wochen ist eine Studie veröffentlicht worden, die zeigt, wie viele von uns bei der Arbeit über ihre Grenzen gehen. (Bertelsmann Stiftung)
Das kann verschieden aussehen.
Da ist einmal das Tempo: Jeder vierte Arbeitnehmer legt ein zu hohes Arbeitstempo vor. Und viele ahnen, dass sie das langfristig nicht durchhalten können.
Jede oder jede vierte machen keine Pause. Schaffen ununterbrochen durch. Obwohl sie wissen, dass das auf Kosten der Gesundheit geht.
Fast die Hälfte der Befragten hat gesagt, dass die Zielvorgaben - also was sie leisten sollen - stetig steigen. Und viele haben das Gefühl, ich genüge den steigenden Ansprüchen nicht. Und wenn man es doch schafft, indem man über seine Grenzen geht, heißt es: „Siehste, geht doch“, und schon gilt das überzogene Leistungslevel als neue Norm.
Die Hälfte von uns Arbeitenden hat dann noch gesagt: ‚Ich weiß dass das meiner Gesundheit schadet, aber ich kann dagegen nichts machen. Das sind Vorgaben. Ich muss über meine Grenzen gehen, mich überfordern. Das ist ein Teufelskreis.‘
Zwei Fragen haben sich mir aufgedrängt:
Die erste richtet sich an Sie, wenn Sie Arbeitgeber sind. Könnte es sein, dass Mitarbeiter in Ihrem Betrieb über Ihre Grenzen gehen? Vielleicht gehen müssen? Können Sie das verantworten? Den Mitarbeitern gegenüber. Und vor Gott.
Und die zweite Frage geht an uns selbst, als Arbeitende. Eine Hälfte hat ja gemeint, sie könnten nichts tun gegen diesen Teufelskreis. Und die andere? Was geht, wenn ich zu der anderen Hälfte gehöre, die Spielraum hat und die eigenen Grenzen nicht dauernd überschreiten muss.
Vielleicht sollte ich mich neu besinnen auf meine Grenzen? Auf den Sinn meines Lebens, der nicht nur aus Arbeit besteht. Ich habe gelesen, wichtig ist, dass ich ein Gefühl für meine Grenzen entwickle, damit ich meine Möglichkeiten auch langfristig ausschöpfen kann.
Ein Gefühl für meine Grenzen: Ich habe mehr Erfahrung, das erspart mir manchen Irrweg. Aber ich merke auch, ich muss akzeptieren, dass ich heute früher an meine Grenzen komme als vor Jahren. Das ist nicht leicht anzunehmen. Aber nötig und hilfreich. Wir sind Menschen mit Grenzen. Keine Arbeitstiere. An uns hängt nicht die Rettung unserer Firma, oder der Kirche und schon gar nicht die Rettung der Welt. Jesus hat mal gesagt: „Was hilft es, wenn Du die ganze Welt gewinnst und an Deinem Leben Schaden nimmst.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19547
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