Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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 „Katze rettet Baby das Leben“ – das stand in der Stuttgarter Zeitung (16.01.2015). Eine herrenlose Katze hat in der Nähe von Moskau ein ausgesetztes Baby vor dem Erfrieren gerettet. Sie hat den Säugling über Stunden mit ihrem Fell gewärmt. Eine Mieterin hörte, dass ein Kind laut wimmerte und schaute nach. Sie fand ein weinendes Kind am Boden und eine Katze, die es abgeleckt und versucht hat zu wärmen. Als Notärzte das Baby ins Krankenhaus gebracht haben, sei die Katze hinterher gelaufen. Das berichtete eine Sanitäterin und interpretierte das so: „Die Katze war so in Sorge, was wir mit dem Baby machen würden.“ 

Mich berührt diese Geschichte, obwohl es auch sein kann, dass die Katze nur selbst die Wärme bei dem Säugling gesucht hat. Aber die andere Möglichkeit wäre doch zu schön: dass sie eine Art Schutzinstinkt hat. Vielleicht steckt sogar noch mehr dahinter. Wenn ich genau hinhöre, genau hinschaue, könnte ich mir vorstellen, dass Tiere ein verborgenes Wissen vom Schöpfer haben. Dass sie wie wir Menschen ihr eigenes Lebensgeheimnis in sich tragen. 

Wie sollte man es sich sonst erklären, dass etwa Hunde und Katzen oft wahre Therapeuten sind? Wenn sie helfen, verschlossene Menschen aus der Reserve zu locken. Wenn sie Alten und Pflegebedürftige den Alltag verschönern. Wenn sie behinderten Kindern und Erwachsenen Ängste nehmen und ihnen Lebensfreude vermitteln. Oder wenn die herrenlose Katze ein ausgesetztes Baby wärmt und so vor dem Erfrieren rettet. 

Aber auch durch ganz normale Haustiere entstehen Bindungen. Wer ein solches Tier dann verliert, der weiß, wie weh das tut. Denn man hat einen treuen Gefährten verloren, einen Lebensbegleiter. 

Franz von Assisi hat vor 800 Jahren gelebt. Nach seinem Verständnis sind die Tiere unserer Mitgeschöpfe. Sie sind verständig und beseelt. Sie können fühlen und treu sein, sich freuen, aber auch leiden, wenn sie gequält werden. 

Ich bin froh, dass Tiere und Schöpfung wieder deutlicher ins Bewusstsein der Kirchen gerückt sind. Die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei, wo kein Baum in der christlichen Theologie herumstehen und kein Huhn durch die Frömmigkeit tappen durfte. Dass wir sogar von Tieren lernen können, das hört sich in einer Weisheit der Bibel so an: „Frag doch die Tiere, sie lehren es dich, frag die Vögel des Himmels, sie künden es dir!“ (Buch Ijob 12,7)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19532
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