Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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 „Mit dem Herzen denken und glauben“ – so lautet der Titel eines Buches. Wie das wohl geht?! Bei Kindern sind Herz und Kopf nahe beieinander – schon deshalb, weil sie noch klein sind. Bei ihnen geht das zusammen: „Mit dem Herzen denken und glauben.“ In unseren Familiengottesdiensten spüre ich, wie gespannt Kinder zuhören, wenn ich ihnen Geschichten von Jesus erzähle. Und interessanterweise sagt ein Philosoph: „Die entscheidenden Fragen stellen nicht die Philosophen, sondern die Kinder.“ Sie fragen ursprünglich und ungeschützt, lebensnah und neugierig. Sie wollen wissen: wieso, weshalb, warum? – Wo war ich, bevor ich geboren wurde? Wo werde ich sein, wenn ich tot bin? Wo wohnt der liebe Gott? Kinderfragen, die aus einem neugierigen Herzen kommen. 

Bei uns Erwachsenen sind Herz und Kopf schon entfernungsmäßig weiter auseinander – mehr oder weniger 40 Zentimeter. Und wir unterscheiden: Im Herzen sitzen die Gefühle, Empfindungen, Emotionen – mit dem Kopf denken und argumentieren, kritisieren und analysieren wir. - Und wo hat der Glaube seinen Sitz? 

Ich jedenfalls gebe meinen Verstand nicht an der Garderobe ab, wenn ich zum Gottesdienst gehe, wenn ich glaube und bete. Ich kenne auch Glaubenszweifel und wiederhole nicht alle sogenannten Wahrheiten, nur weil irgendwelche geistlichen Autoritäten diese vorgesagt haben. Wir haben gelernt, uns des eigenen Verstandes zu bedienen – Gott sei Dank. 

Aber das mit dem Glauben lässt sich nun mal nicht nur mit dem Kopf erklären. Zum einen ist unser Denken auch zwiespältig, begrenzt, einseitig. Andererseits kann ich Gott nicht beweisen. Gott sei Dank kann man das nicht. Dabei käme alles Mögliche heraus - nur nicht Gott. Ich glaube, Gott will nicht bewiesen, aber in Freiheit geglaubt und geliebt werden. Er mutet mir zu, einen Sprung des Glaubens zu tun. Und das ist weithin Herzenssache.

„Mit dem Herzen denken und glauben.“ Die Bibel hat damit keine Schwierigkeiten. Danach sitzen im Herzen die Gefühle und Seelenkräfte, sitzen Freud und Leid, aber ebenso der Verstand und die geistigen Fähigkeiten. So lädt Jesus ein, Gott zu lieben: „mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit allen Gedanken und aller Kraft.“ (Markus 12,30) 

„Mit dem Herzen denken und glauben.“ Ein kleiner Tipp: Wir könnten etwas vom „Kopfsalat“ lernen – da sitzt das „Herz“ mitten im „Kopf“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19530
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