Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Ich weigere mich nicht,
dem Höchsten Wesen entgegenzugehen,
aber ich lehne einen Weg ab,
der von den Menschen wegführt.“
dem Höchsten Wesen entgegenzugehen,
aber ich lehne einen Weg ab,
der von den Menschen wegführt.“ 

Der französische Schriftsteller Albert Camus hat das gesagt. (1913-1960) In seinem kurzen Leben von 47 Jahren hat er sich leidenschaftlich für die Rechte von Menschen eingesetzt, vor allem für die Kinder. Er war ein Vertreter des „aktiven Humanismus“. 

Welche Bilder von Gott hat Camus kennen gelernt, von denen er sich vehement distanziert? Was für bittere Erfahrungen hat er mit Christen gemacht? Vielleicht ist er zu häufig denen begegnet, die fromm daher kommen, aber nicht überzeugend; rechtgläubig, aber nicht menschlich. Was immer sich Camus dabei gedacht hat und welch bittere Erfahrungen er mit Christen gemacht hat – mich beschäftigt dieses Wort: 

„Ich weigere mich nicht,
dem Höchsten Wesen entgegenzugehen,
aber ich lehne einen Weg ab,
der von den Menschen wegführt.“ 

Albert Camus ist unermüdlich für die Menschen eingetreten, vor allem für die Kinder. Er wollte niemals aufhören, gegen eine Welt zu kämpfen, in der Kinder leiden und elend sterben müssen. Er fühlte sich Menschen verbunden, die erkannt haben, was geschehen muss, um das Böse, wenn nicht zu verringern, so doch wenigstens nicht zu vermehren. Dabei ist es für ihn egal gewesen, ob diese einsichtigen Menschen gläubig waren oder ungläubig, ob sie Christen waren oder nicht. Albert Camus wurde auch nicht müde zu betonen, was er von Christen und anderen erwartete: dass sie den Mund auftun, laut und deutlich; dass sie eine klare Sprache sprechen gegen Unrecht und gegen Unmenschlichkeit. 

„Ich weigere mich nicht,
dem Höchsten Wesen entgegenzugehen,
aber ich lehne einen Weg ab,
der von den Menschen wegführt.“ 

Damit rennt Albert Camus bei Christen offene Türen ein. Der Weg, den Gott in Jesus gegangen ist, führt unbeirrt zu den Menschen hin. Für Jesus ist wichtig, mit zu leiden, zu helfen und zu heilen. Ihm geht es darum, alle heilsamen und heilenden Kräfte zu mobilisieren, die es gibt – vor allem die Liebe. Sie allein macht die vielfältigen Zumutungen des Lebens erträglich und lässt sie uns aushalten. 

Durch Jesus hindurch kann man Gott sehen. So sehr, als wenn Gott sagen wollte: Das, was ihr von Jesus hört, was ihr bei ihm seht – das bin ich selbst, das ist Gott selbst. Pure Menschenfreundlichkeit.

 

Albert Camus, Fragen der Zeit – Essays, Rowohlt Verlag, Sonderausgabe 1970

 

 

 

 

 

 

 

 

Albert Camus, Fragen der Zeit – Essays,

Rowohlt Verlag, Sonderausgabe 1970

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