Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Was Sie damals gesagt haben, das habe ich bis heute nicht vergessen!“ Immer wieder bekomme ich nach einer Predigt oder nach einer Sendung im Radio solch eine Rückmeldung. Etwas verlegen frage ich dann zurück: „Was habe ich denn damals gesagt?“

Ja, es ist durchaus spannend, welche Spuren das hinterlässt, was ich sage, was ich tue, wie ich mich verhalte. Ich kann das meistens nicht steuern. Denn einmal ausgesprochen oder getan, entfaltet das seine eigene Wirkung, die ich nicht mehr ungeschehen machen kann. Jede Begegnung, jedes Gespräch, jede Kritik und jedes Kompliment lösen bei anderen unterschiedliche Reaktionen aus. Sie entfalten ihre eigene Dynamik und können positiv wie negativ sehr folgenschwer sein. 

Weil das so ist, möchte ich möglichst sorgfältig mit meinen Worten umgehen. „Sorgfältig“ heißt für mich nicht zahnlos und bieder. Aber nüchtern und selbstkritisch abschätzen, welche Folgen es haben kann, was ich sage und tue – das möchte ich zumindest im Hinterkopf mitlaufen lassen. 

„Et respice finem“ – habe ich einmal im Lateinunterricht gelernt: Denke auch an das, was am Ende daraus wird! Vieles kann ich nicht beeinflussen, auch nicht steuern. Doch dafür bin ich verantwortlich, dass ich mich immer wieder frage: „Welche Spuren hinterlasse ich?“ 

So können meine Worte aufrichten und trösten, ermutigen und zum Nachdenken anregen. Sie können aber auch Angst machen, jemanden demütigen, den guten Ruf eines Mitmenschen ruinieren.

Was sorgloses, unkontrolliertes Reden angeht, so gibt es in der Bibel Worte, die einen durchaus beunruhigen können. Wenn es etwa heißt, dass wir für jedes unnütze Wort Rechenschaft ablegen müssen (vgl. Matthäus 12,36). Und dass Gott eine falsche Zunge, die Lügen zuflüstert und Streit entfacht, abscheulich findet (vgl. Sprichwörter 6,16-19). Das ist keine göttliche Drohung, die uns Angst machen möchte. Aber es ist ein Appell: Wenn wir reden, so möchten wir doch bitte schön behutsam und wahrhaftig sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19527
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