Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Selbst wenn ich gut geschlafen habe, fängt mein Kopf schon kurz nach dem Aufwachen an zu arbeiten: was steht heute an? Und wie bringe ich das alles unter? Ich liege im Bett und noch im Halbschlaf wird die Liste in meinem Kopf immer länger. Doch nicht nur mir geht es so. Ein Text, der in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschrieben wurde, beschreibt dies auch. „Wenn wir morgens erwachen, wollen sich schon die Pflichten und Sorgen des Tages um uns drängen – falls sie nicht schon die Nachtruhe vertrieben haben. Da steigt die unruhige Frage auf: Wie soll das alles in einem Tag untergebracht werden? Wann werde ich dies, wann werde ich jenes tun? Man möchte wie gehetzt auffahren und losstürmen.“

Geschrieben hat das Edith Stein. Als Jüdin geboren, promovierte sie in Philosophie. Viele Jahre war sie auf der Suche nach Gott und im Alter von 30 Jahren ließ sie sich taufen. Ihre Texte sind nicht immer leicht zu verstehen – da steckt viel von der Philosophin Edith Stein drin. Und dennoch ist es nicht weltfremd, was sie schreibt. Mich beeindruckt, wie Edith Stein ihren tiefen Glauben mit den täglichen Herausforderungen verbindet. Zum Beispiel, wie sie gut den Tag beginnt - ohne von Druck und Sorgen in den Tag gehetzt zu werden.

Edith Stein schafft am Morgen erst einmal Platz für Gott. Bevor es wirklich losgeht, schiebt sie das Tagesgeschäft beiseite und beginnt ganz bewusst den Tag mit einer Zeit für sich und für Gott. Sie nimmt Gottes Versprechen ernst, dass er jeden Tag bei uns ist und vergewissert sich seiner Nähe im Gebet. Dann kann sie den Tag angehen.

Mir gelingt es nicht immer, am Morgen erst einmal alles beiseite zu schieben. Und um ein paar Minuten Stille am Morgen muss ich mich auch bemühen. Aber es tut mir gut, wenn es gelingt. Manchmal reicht es, nach dem Aufstehen tief einzuatmen und für den neuen Tag zu danken. Ein anderes Mal tun mir ein paar Minuten Stille, ein Lied oder auch ein paar Worte aus der Bibel gut. Dann kann auch ich, wie Edith Stein, gelassener und gestärkt in den Tag gehen. Denn ich weiß, dass ich nicht allein auf mich gestellt bin.

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