Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ein Vater opfert seinen Sohn. Oder seine Tochter. Wie schrecklich ist das denn! Was muss das für ein Vater sein… Manchmal liest man so etwas in der Zeitung. Ein Sohn pausenlos zum Lernen getriezt und immer ist der Vater nicht zufrieden mit seinen Leistungen – bis der Sohn sich schließlich das Leben nimmt. Ein Kind, geopfert , weil der Vater groß rauskommen wollte mit dem tüchtigen Sohn. Oder die Mutter. Furchtbar.

Aber hat nicht sogar Gott seinen Sohn geopfert? Jedes Jahr in der Passionszeit erinnern wir Christen uns an das Leiden und Sterben Jesu. In knapp einer Woche ist Karfreitag. Der Todestag von Jesus.

Am Kreuz ist er hingerichtet worden. In jeder Kirche kann man das sehen. Ein Opfer der religiösen und politischen Machthaber seiner Zeit. Aber war er nicht auch ein Opfer von Gott?

Manche sagen das so. Weil ja nichts geschehen kann, dass Gott nicht will. Er hätte es ja verhindern können. Hat er aber nicht. Also hat Gott ihn geopfert. Seinen eigenen Sohn. Was ist das für ein schrecklicher Gott.

Ich glaube das nicht. Gott hat seinen Sohn nicht  geopfert. Jesus hat das selbst getan. Es war seine Entscheidung.  Es gab immer wieder Situationen, da hätte er Schluss machen können. Umkehren. Es nicht darauf ankommen lassen. Aber Jesus ist dabei geblieben: Ich will denen nah sein, die arm sind, oder krank, die schwere Fehler gemacht haben und mit denen keiner zu tun haben will. Er wusste: Das war unerträglich für die Mächtigen, die das Sagen hatten. Denn Leute in Israel damals sind unruhig geworden. Sie  haben an den Autoritäten ihrer Zeit gezweifelt. Deshalb haben die Jesus hinrichten lassen. Er wollte ja nicht aufgeben. Die nicht im Stich lassen, für die er gelebt hatte. Deshalb ist er gekreuzigt worden. Er hat sich geopfert: Aus Liebe. Für die Menschen, denen er nahe bleiben wollte. Der Apostel Paulus hat später in einem seiner Briefe geschrieben: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein… Sondern er legte die göttliche Gestalt ab und …wurde in allem den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“

Dieses Opfer aus Liebe war und ist für viele eine Erlösung. Bis heute. Denn Jesus hat damit gezeigt: Gott selbst steht auf der Seite der Verlierer. Jesus hat sich entschieden für seinen Weg , damit niemand sich allein fühlen muss, der zum Opfer wird.

Und Gott? Wir Christen glauben, Gott hat ihn auferweckt. Gott lässt die Verlierer nicht fallen. Er hält zu ihnen. Über den Tod hinaus. Und im Leben auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19441
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