Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Womit habe ich das verdient? Was habe ich denn verbrochen? Manche Menschen fragen sich das, wenn das Schicksal sie schlimm erwischt hat. Und manche fragen auch: „Warum straft Gott mich so?“ Aber ist Gott wirklich einer, der erbarmungslos zuschlägt, wenn man Fehler gemacht oder sich nicht genug um ihn gekümmert hat?

Jesus hat uns Gott ganz anders beschrieben. Er hat gesagt: Gott holt zurück, die sich verrannt haben und in die Irre gegangen sind. Gott ist bei denen, die vom Leben gebeutelt werden. Und wer einen Fehler zu tragen hatte wie eine schwere Last, dem hat Jesus gesagt: Deine Schuld ist vergeben. Sie muss dich nicht mehr drücken. Steh auf und geh! Du hast viele Möglichkeiten.

Also gerade nicht: Warum straft Gott mich so? Was habe ich denn getan? Ich glaube, Christen müssen sich das nicht fragen.

Warum ich das glaube? Weil Jesus ertragen hat, was Menschen sich gegenseitig antun. Er hat nicht zurück geschlagen, als sie ihn gekreuzigt haben. Er hat es ausgehalten und sich gefühlt wie jeder andere, der fragt: Womit habe ich das verdient? Und warum hast du mich verlassen Gott? Er hat das ausgehalten und damit gezeigt: So ist Gott. So, wie Jesus ja mit seinem ganzen Leben gezeigt hat, wie Gott ist.

Jesus hat ausgehalten, damit ich glauben kann: Gott straft nicht. Wirklich nicht. Gott meint es gut mit mir.

Der Apostel Paulus hat das in einem Brief so zusammengefasst: „In Christus war Gott selbst am Werk, um die Welt mit sich zu versöhnen. Er hat den Menschen ihre Verfehlungen nicht angerechnet“ (2. Kor 5, 19).

Genau das meint ja „Versöhnung“. Wenn zwei sich versöhnen, dann ist die Feindschaft zu Ende und das Misstrauen. Dann können sie einander neu vertrauen. Dann haben sie wieder Möglichkeiten. Versöhnung hat nichts mit Strafe zu tun. Wo zwei sich versöhnen, da geben sie sich die Hand. Da umarmen sie sich. Dann kann sich der eine wieder auf den anderen verlassen. So hat Gott die Menschen mit sich versöhnt. Alle, die sich verlassen fühlen. Alle, die ihm nicht vertrauen können. Die meinen, dass sie am Ende sind. Gott hat sie mit sich selber versöhnt. Er hat gezeigt: Ihr könnt mir vertrauen.

Ich muss mich also nicht fürchten und bestraft fühlen von Gott . Ich muss nicht fragen: Womit habe ich das verdient? Denn Gott steht zu mir. Er hilft mir tragen, was mir das Leben schwer macht. Er schenkt mir neue Möglichkeiten. Und wir Menschen können uns das gegenseitig zeigen. Vielleicht auch, indem wir nicht immer gleich nach Bestrafung rufen und die abstrafen, die Fehler gemacht haben. Denn jeder hat einen neuen Anfang verdient..

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19439
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