Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Der Vergleich mit anderen, das ist die Wurzel allen Übels.
Habe ich nicht mehr verdient, als die andere – ich arbeite doch auch mehr. Oder jedenfalls besser. Ich bin die ältere, ich habe mehr Erfahrung. Ist es nicht selbstverständlich, dass ich bestimme, was gemacht wird?

Dass ich vorankomme, persönlich und mit meinen Vorhaben – darum geht es doch. Oder nicht? Dass ich weiter komme als andere.

Schon immer waren die Menschen anscheinend so gestrickt. Auch bei den ersten Christen ging es um die besten Plätze, die man sich sichern wollte. Zwei von den Jüngern Jesu bitten sogar für die Ewigkeit. Sie wollen sich den besten Platz im Himmelreich sichern (Mk 10, 35-44)

Jesus hat sie abgewiesen. Christenmenschen sollen nicht dadurch an die Spitze kommen, dass sie andere runtermachen und kurz halten und unterdrücken, hat er ihnen gesagt. Nun ja, könnte man denken: Das ist doch wohl selbstverständlich für Christen – wenn sich auch längst nicht alle daran halten.

Mehr zu denken gibt mir, was dann kommt. Jesus rät seinen Anhängern, die vorankommen wollen: Wer von euch groß und der erste sein will, der soll den anderen dienen.

Anderen dienen, damit sie gut leben können. Das leuchtet mir ein. Das bringt voran. Nicht bloß einen oder eine, sondern alle.

Aber auch da gibt es eine Gefahr: „Ich habe doch wirklich alles für dich getan. Habe Tag und Nacht für euch geschafft. Aber keiner erkennt das an!“ Kennen Sie das auch? So kann man auch groß rauskommen. So kann man Anerkennung und Wohlverhalten erpressen. „Ich tue doch alles für dich!“ So jemandem kann man doch die Anerkennung nicht versagen. Ist der nicht der Beste, der alles tut für die anderen. Ist die nicht die Allerbeste? Und hat sie nicht Recht, wenn sie dafür Anerkennung erwartet?

Ja, ich finde, sie hat Recht. Wir sollten anerkennen und dankbar sein, wenn eine oder einer so viel für andere tut.

Bloß: Wenn das vergleichen anfängt, dann wird es wieder übel. Wenn Mutter alles tut, damit sie die Allerbeste ist. Und beleidigt, wenn ich ihr das nicht immer wieder sage. Wenn der Vereinskassier seine Pflicht tut, damit er von allen gelobt wird aber bitte mehr als die anderen! Dann wird es wieder schief.

„Wer von euch groß und der erste sein will, der soll den anderen dienen“. Wer sich für andere einsetzt, der bringt alle voran. Das ist wunderbar. Gut, dass es solche Menschen gibt. Wenn einer sich für die anderen einsetzt und das Leben besser macht – dann haben alle was davon. Und darüber kann man sich wirklich von Herzen freuen. Ich glaube, so hat Jesus das gemeint.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19436
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