Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Die Deutschen lieben es, versichert zu sein“, titelte unlängst eine Tageszeitung. Warum auch nicht, schließlich liegt das Streben nach Sicherheit in der Natur des Menschen. Das sagen jedenfalls Mediziner und Philosophen. Anders als Tiere haben wir Menschen ja keine Instinkte, die uns dabei helfen, richtig zu handeln. Und deshalb steht der Mensch unsicher in einer Welt voller Unwägbarkeiten. Und er muss sich selbst Regeln und Ordnungen schaffen, um die Sicherheit zu bekommen, die ihm von Natur aus fehlt.
Am Beispiel des Straßenverkehrs kann man sich das gut deutlich machen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten mitten im Berufsverkehr mit dem Auto nach Stuttgart zum Hauptbahnhof. Aber es gibt keine Straßenverkehrsordnung mehr, keine Vorfahrtsregeln, keine Ampeln und selbst die Sicher­heit, dass Ihnen auf Ihrer Spur kein Auto entgegenkommt, haben sie nicht. Eine beängstigende Vorstellung, finde ich. Immer neue unklare Situationen und immer neu die Frage: wie muss ich mich verhalten und wie verhalten sich die anderen?
Und weil der Mensch Unsicherheit nicht gut ertragen kann, hat er sich von Beginn der Menschheitsgeschichte an Ordnungen geschaffen, die ihm Sicherheit geben und ihn entlasten.
Praktisch wenn es so etwas auch für den Glauben gäbe – ein Regelwerk, mit dem ich sicher davon ausgehen kann: wenn ich das alles beachte, dann stehe ich bei Gott auf der sicheren Seite! Und tatsächlich haben Menschen sich auch dafür Regeln und Ordnungen überlegt. Die 10 Gebote gehören dazu und andere Mahnungen und Vorschriften der Bibel.
Solche Regeln und Ordnungen sind für viele Menschen hilfreich, um ihren Glauben gut zu leben. Notwendig dafür, um bei Gott auf der sicheren Seite zu stehen, sind sie allerdings nicht. Sagt zumindest Jesus. Er betont: Für Gott zählt nur eine Regel: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und von ganzer Seele!“, alles andere ergibt sich automatisch daraus.
Um bei Gott auf der sicheren Seite zu stehen, brauche ich also keinen Regelkatalog abzuarbeiten. Um bei Gott auf der sicheren Seite zu stehen, brauche ich nur „Ja“ zu Gott zu sagen und darauf zu vertrauen, dass Gott schon längst „Ja“ zu mir gesagt hat. Und dann darf ich fröhlich und frei durch mein Leben balancieren und meinen Glauben leben. Mein Sicherheitsnetz hat Gott selbst gespannt. Die Fäden sind übrigens aus Liebe und viel Zutrauen.

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