Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Noch vier Wochen bis Ostern! Die Vorbereitung auf dieses Fest nutzen viele Menschen, um in ihrem Leben etwas zu verändern. Schließlich feiern die Christen, dass mit Ostern, mit der Auferstehung von Jesus, für uns Menschen etwas Neues begonnen hat. Und da lohnt es sich, sich Gedanken darüber zu machen, wo und wie bei mir selbst etwas neu anfangen kann.
Ich lasse mich für dieses Nachdenken gerne anregen von dem Motto der Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“. Spannende Themen hat die Evangelische Kirche dafür in den letzten Jahren ausgesucht: Zum Beispiel: „Ich war’s! Sieben Wochen ohne Ausreden“ oder „Riskier was! Sieben Wochen ohne Vorsicht!“
Aber mit dem diesjährigen Fastenmotto bin ich, offen gestanden, erst gar nicht warm geworden! „Du bist schön“; heißt es, “Sieben Wochen ohne Runtermachen“. Ich soll mir Zeit nehmen, bewusst Ja zu sagen zu meinem Spiegelbild und zu den Menschen an meiner Seite. Das ist natürlich wichtig und richtig, aber irgendwie erschien mir dieser Appell erst zu selbstverständlich, klang er mir zu sehr nach einem Rat aus einem Selbsterfahrungsbuch.
Dann ist das Motto in diesem Jahr halt nichts für mich, habe ich beschlossen. Aber dann hat mich eine Begebenheit vor ein paar Wochen neu zum Nachdenken gebracht.
Meine Tochter hatte mir ihren Englischaufsatz zum Lesen gegeben. Meine Rückmeldung: „Das ist eigentlich schon recht gut“. Daraufhin meine Tochter: „Meinst Du das schwäbische ‚schon recht gut‘ oder das richtige?“ Eine kluge Frage, fand ich. „Dein Aufsatz ist gut“, wollte ich eigentlich sagen. Aber warum habe ich das dann nicht gesagt?
Wenn ich recht überlege: Vielleicht benutze ich tatsächlich zu viele einschränkende Füllwörter: Ich sage oft: „Das könnte vielleicht gehen!“ statt: „Das geht so!“; „Das sieht ganz nett aus“ statt: „Du siehst nett aus“; „Da ist schon viel Gutes dran“ statt „Ich finde: Das ist gut!“
„Du bist schön – Sieben Wochen ohne Runtermachen“. Vielleicht ist an diesem Motto doch mehr für mich dran, als ich zunächst gedacht habe. Denn mit solchen einschränkenden Floskeln rede ich ja Dinge klein, ich „mache sie quasi runter“, auch wenn ich das eigentlich überhaupt nicht beabsichtige. Ich habe beschlossen: Ich formuliere das Motto der Fastenaktion für mich in diesem Jahr einfach ein bisschen um: „Ich finde dich gut – Sieben Wochen wertschätzend reden ohne Einschränkungen!“, heißt es jetzt für mich. Ich denke: Vielleicht könnte ich damit eher etwas anfangen. Nein, stopp: So kann ich damit tatsächlich viel anfangen!

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